Wenn etwas seit 50 Jahren besteht, ist es wert, einen Blick darauf zu werfen. Das Camerloher-Gymnasium hat im Jahre 2020 gleich vier solcher Jubiläen zu begehen: Einzug in das Schulgebäude an der Wippenhause Straße, Wintersportwoche in der Wildschönau bei Familie Harringer, Studienfahrt nach Rom und das Camerloher-Logo.

Diese vier Jubiläen sind ganz eng verknüpft mit Sigi Wanzke. Er unterrichtete am Camerloher-Gymnasium die Fächer Deutsch und Sport. Der 83-Jährige kann sich noch sehr gut an das große Bauvorhaben an der Wippenhauser Straße erinnern. Denn der damalige Schulleiter Robert Erbertseder übertrug dem jungen Sigi Wanzke die Aufgabe, die schulseitigen Planungen und die Baubegleitung zu organisieren. Der Neubau Ende der 1960er Jahr war dringend nötig gewesen, denn das Camerloher-Gymnasium war auf zwei Gebäude – auf dem Domberg und an der Haystraße (heute Domizil der Polizei) verteilt. „Die Schülerinnen und Schüler waren ständig unterwegs“, erinnert sich Wanzke. „Denn die Fachräume waren auf dem Domberg. So mussten die Klassen an der Haydstraße ständig hin- und herpendeln, zu Fuß natürlich. Zum Ortswechsel waren die Pausen da.“

Für das Camerloher-Gymnasium begann dann im September 2020 eine neue Ära. Die Schülerinnen und Schüler und die Lehrkräfte konnte das neue Schulhaus, gebaut nach dem damals neuesten Standard, beziehen. Der Umzug sei reibungslos und ohne großes Spektakel vor sich gegangen, blickt Sigi Wanzke zurück. „Im September begann der Unterricht in den neuen Schulräumen.

Das Schullogo des Camerloher-Gymnasiums ist 1970 entstanden. „Es war nicht meine Absicht, ein neues Logo zu kreieren“, so Wanzke. Er betreute damals die beste Volleyball-Schulmannschaft Bayerns und wollte für die Trikots ein für das Camerloher-Gymnasium charakteristisches und unverwechselbares Zeichen gestalten. In dieser Zeit habe es einen Schulpullover zu kaufen gegeben, auf dem die Domtürme und darunter eine Notenzeile zu sehen waren, so Wanzke. „Mit den Domtürmen assoziierte man eher das Dom-Gymnasium als das Camerloher-Gymnasium“, war Wanzke damit auf der Suche nach einem neuen Zeichen. Er entwarf verschiedene Varianten mit dem „C“. Zunächst sah man das Logo auf den Trikots der Volleyballmannschaft, dann lieh sich Klaus Mandl, der damals das Camerett gegründet hatte, die Trikots für seine Kabarett-Mitglieder aus und dann übernahm es die Schulfamilie als offizielles Schullogo, auch auf dem Schulbriefkopf. Das große, rostige „C“ begrüßt an der Einfahrt zum Camerloher-Gymnasium alle Mitglieder der Schulfamilie und die Gäst.

Die Wintersportwoche zählte bereits in den 1960er Jahren zum festen Bestandteil des Schullebens am Camerloher-Gymnasium. Allerdings habe man mit den Quartieren, beispielsweise mit der Jugendherberge Josephstal, keine guten Erfahrungen gemacht, so Sigi Wanzke. Dort mussten beispielsweise die Schülerinnen und Schüler Kartoffeln schälen. Zusammen mit seiner jungen Sportkollegin Andrea König machte er sich auf die Suche nach neuen Quartieren. Zunächst wechselte das Camerloher nach Radstatt (Tauern) und dann ein Jahr später nach St. Johann (Tirol), dann nach Inzell. Ganz optimal seien auch diese Quartiere mit ihren dazu gehörenden Skigebieten nicht gewesen, so Wanzke in der Rückschau „1969 reiste dann Kollege Josef Winhart mit einer Klasse zum Landschulaufenthalt nach Auffach in die Wildschönau“, so Wanzke. Josef Winhart schwärmte vom Gebiet und vor allem von der Unterkunft bei der Familie Harringer so sehr, dass Sigi Wanzke und seine Sportkolleginnen und -kollegen beschlossen, 1970 in die Wildschönau zu fahren. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Das Camerloher-Gymnasium ist nach wie vor bei der Familie Harringer einquartiert. Während der diesjährigen Winterportwoche lud die Familie Harringer die ehemaligen Ski-Lehrkräfte (Andrea König, Sigi Wanzke, Klaus Sieber, Klaus Beck und Helmut Kratzer) in die Wildschönau ein, um das 50-jährige Jubiläum zusammen mit den Lehrkräften, die mit den 8. Klassen in der Wintersportwoche waren, ein klein wenig zu feiern. Schule und die Lehrkräfte von damals wurden für 50 Jahre Treue zur Wildschönau mit Urkunde und Nadel geehrt.

Die Treue, was Schulfahrten angeht, hält das Camerloher-Gymnasium auch der Ewigen Stadt Rom. Aufgrund der Corona-Krise mussten die Schülerinnen und Schüler heuer auf die Studienfahrt verzichten. Seit 1970 ist Rom das Ziel der eindrucksvollen Fahrt, die Sigi Wanzke im Jahre 1970 initiierte. Vor 1970 organisierte das Camerloher-Gymnasium – vormals Deutsches Gymnasium – Bonn- und Berlinfahrten. „Als Referendar am Ludwigsgymnasium München reiste unser Seminarleiter, Herr StD Ernstberger, mit zwölf Teilnehmern nach Rom. Wir erlebten Geschichte und Kunst von 2500 Jahren. Das war für mich die Initialzündung, mit meinen Schülerinnen und Schülern ebenfalls nach Rom zu fahren“, so Wanzke. 1970 machte er deshalb am Camerloher-Gymnasium eine Umfrage zum Thema Fahrt nach Rom. Das Ergebnis ist bekannt: Die Rom-Fahrt ist seit 50 Jahren etabliert. Zwischendurch habe es Vorschläge gegeben für Fahrten nach Paris oder Moskau. „Diese Vorschläge fanden allerdings bei den Schülerinnen und Schüler kein Echo“, freut sich Sigi Wanzke, mittlerweile ein anerkannter Rom-Experte, der schon viele Fahrten außerhalb der Schule, beispielsweise auch mit dem Förderverein „Die Camerloher e.V.“, nach Rom organisiert hat.

Für alle Schülerinnen und Schüler der nächstjährigen 8. Klassen und der nächstjährigen Q11 bleibt nur zu hoffen, dass sich die Corona-Krise in den nächsten Monaten weiter entspannt, sodass die Fahrten in die Wildschönau zur Familie Harringer und nach Rom fortgesetzt werden können. sp