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Ethik

Die Freiheit, die eigene Meinung äußern zu dürfen, ist Grundvoraussetzung eines guten Ethikunterrichts. Ethik sammelt Meinungen, sie beschreibt die verschiedenen Phänomene der Moral in verschiedenen Kulturen, sie ist also deskriptiv tätig.

Ethik nimmt aber auch Stellung. Dank ihres normativen Charakters unterwirft sie Manifestationen des Verhaltens einer kritischen Prüfung und sucht nach Formen und Prinzipien des „richtigen" und „guten" Verhaltens. Der Ethik den Vorwurf der Indifferenz zu machen, ist also absurd. Ethik sucht nach festen Standpunkten und kann diese auch entschieden vertreten. Orientierungshilfen sind dabei nicht die Aussagen irgendwelcher Gurus oder „Seher“, sondern die Würde und die Rechte des Menschen und Werte wie Gerechtigkeit, Menschlichkeit, Toleranz.

Ethik ist ein auf Interdisziplinarität angelegtes Fach, das sich mit Aussagen und Erkenntnissen aus Philosophie, Psychologie, Soziologie und den Naturwissenschaften beschäftigt.

Das Fach Ethik wird alternativ zur Katholischen und zur Evangelischen Religionslehre angeboten. Ein Wechsel vom Religions- in den Ethikunterricht ist auf Antrag der Eltern möglich. Der Antrag muss bis Ende eines Schuljahres für das nächste Schuljahr formlos eingereicht werden. Wenn eine Schülerin oder ein Schüler nach der 10. Klasse zu Ethik wechselt, muss sie oder er eine Feststellungsprüfung über den Stoff der 10. Klasse ablegen, um die Berechtigung zu erhalten, Ethik als Abiturfach zu wählen.

Unterrichtsinhalte

Situationen und Probleme aus dem unmittelbaren Erfahrungsbereich der Schüler im Schul- und Lebensalltag werden im Ethikunterricht thematisiert. Dazu bespricht und prüft die Klasse Handlungsalternativen und entwickelt gemeinsam Vorschläge zum rationalen Umgang mit Problemen und Konflikten, wobei die Schüler auch aufgefordert werden, sich in die Position der einzelnen Personen eines Fallbeispiels zu versetzen und aus den verschiedenen Perspektiven heraus zu argumentieren.

Folgende Schwerpunkte charakterisieren in unterschiedlicher Gewichtung und Verknüpfung alle Jahrgangsstufen:

  • Der Einzelne und die Gemeinschaft
  • Urteils- und Handlungskompetenz
  • Religionen und ihre Ethik
  • Bereichsethiken und fächerverbindene Fragen

Anhand von Informationen über Weltanschauungen und Religionen erweitern, überprüfen und festigen die Schüler ihr eigenes Welt- und Menschenbild. Dies ermöglicht eine vertiefte Behandlung von grundlegenden Fragen menschlicher Existenz, wie den Fragen nach dem Sinn des Lebens, nach Freiheit, Gerechtigkeit und Glück. Dabei stützt sich der Ethikunterricht auch auf Aussagen anderer wissenschaftlicher Disziplinen wie z.B. der Anthropologie, der Psychologie, der Philosophie, der Theologie, der Biologie und Soziologie und stellt damit die Fragen nach dem Menschen und seinem Leben im Sinne eines ganzheitlichen Verständnisses. Die Lektüre geeigneter Texte wichtiger Autoren regt zur Auseinandersetzung mit deren ethischen Aussagen über die Bedingungen eines moralisch verantwortbaren Lebens an und dient der Vertiefung und kritischen Prüfung jener Aussagen und nicht zuletzt der Sprachkompetenz im ethischen Argumentieren.

Meinungen aus dem Ehtikunterricht, Beispiel Gentechnik:

  • Klonen ist der erste ernsthafte Schritt, wie Gott zu werden.
  • Das Schicksal der Welt ist in Gefahr.
  • Der Mensch hätte die Finger von zwei Kernen lassen sollen: vom Atomkern und vom Zellkern.
  • Biotechnologie und Gentechnik sind auf dem Weg zu breiter gesellschaftlicher Akzeptanz.
  • Gentechnik schafft Arbeitsplätze und sichert den medizinischen Fortschritt.
  • Sie sichert den Industriestandort Europa.
  • Es geht um die Ausschlachtung von Mensch, Tier, Pflanze als genetische Rohstofflager.
  • Die superresistente, gegen alles immune Pflanze wird es ohnehin nicht geben.
  • Die kommerzielle Ausbeutung gentechnischer Produkte hebt die kontroversen Verstrickungen hervor, die die Welt der Forschung mit jener des Geschäfts unterhält.
  • Gentechnik erst ermöglichte den zuverlässigen Aidstest.
  • Gentechnik ist bloßes Arbeiten mit Chemikalien.

Fragen, die sich der Ethikschüler z. B. in Bezug auf die Gentechnik stellt, sind u.a. folgende:

  • Was sind die persönlichen Interessen der Forscher (Ehrgeiz, Geldgier, Karriere)?
  • Haben Forscher ein Recht auf absolute, unkontrollierte Freiheit?
  • Müssen sie die Verantwortung für ihre Produkte übernehmen?
  • Welches Recht haben wir, das Schicksal zukünftiger Generationen zu verplanen?
  • Welche nationalen Interessen verfolgen die Industrieländer?
  • Welche Rolle spielen Parteizugehörigkeit und Wahlkampf?
  • Wie arbeiten Genforscher?
  • Kann ihre Arbeit unser Leben erleichtern?
  • Sollen über die Zukunft der Gentechnik nur Politiker oder alle Betroffenen abstimmen?


Man sieht, Ethikunterricht ist nicht nur „Filme anschauen“, „Gequassel“, „Händchen halten“, „Sexualaufklärung“, „Sitzen unterm Hollerbusch“, „Psychogeschwätz“, „Schokolade verteilen“, „dem Papst seine Schäfchen wegnehmen“ (alles arg naive Meinungen).

Ethik heißt denken, eigene Standpunkte finden und formulieren, heißt beurteilen und argumentieren, universalisierbare Gesetze finden.

Zur Demonstration, wie schwierig Ethik sein kann, ein Blick in das Buch der 10.(!) Klasse:

Ein jeder Pflichtbegriff enthält objektive Nöthigung durchs Gesetz (als moralischen, unsere Freiheit einschränkenden Imperativ) und gehört dem praktischen Verstande zu, der die Regel giebt, - die innere Zurechnung aber einer That, als eines unter dem Gesetz stehenden Falles, gehört zur Urtheilskraft, welche als das subjective Princip der Zurechnung der Handlung, ob sie als That (unter einem Gesetz stehende Handlung) geschehe sei oder nicht, rechtskräftig urtheilt, worauf denn der Schluß der Vernunft, d.i. die Verknüpfung der rechtlichen Wirkung mit der Handlung folgt - welches alles vor Gericht, als einer dem Gesetz Effect verschaffenden moralischen Person, Gerichtshof genannt, geschieht..." (Immanuel Kant)

Hai capito? - Dann hast Du den Eignungstest für Ethik bestanden! Glückwunsch!


Stundentafel:

Das Fach Ethik wird in allen Klassenstufen zweistündig in Kursen unterrichtet, die aus den Ethik-Schülern aller Klassen gebildet werden.

Schriftliche Leistungsnachweise: In den Klassen 5-10 werden Stegreifaufgaben oder Kurzarbeiten, in der Oberstufe eine Schulaufgabe pro Halbjahr sowie evtl. zusätzlich Tests.

Mündliche Leistungen werden in Unterrichtsbeiträgen (auch in Gruppen), Referaten und Rechenschaftsablagen („Ausfragen“) erbracht.

Lehrplan

  • in den Klassen 5 bis 10: „Forum Ethik“ (Auer Verlag)
  • in der Q11 und Q12: „ethikos“ (Oldenbourg Verlag)
  • Lehrplan des G8
  • academicearth.org
    Vorlesungen von ca. 180 Professoren aus Berkeley, MIT, Princeton, Stanford, Yale: z. B. Glückstheorien (Philosophie, Psychologie u.a.) mit playlists für die iPod-Generation!