Campus
Das architektonische Grundkonzept des Schulgeländes an der Wippenhauserstrasse folgt der Idee eines offenen Campus, der durch mehrere frei stehende Baukörper definiert wird. Grundgelegt war diese Struktur schon in dem 1970 bezogenen Gründungsbau, der sehr deutlich an der Architektursprache des Bauhauses in Dessau orientiert ist. Die drei Baukörper der Schule: Schulgebäude, Turnhalle und das Schülerwohnheim, liebevoll „Pensi“ genannt, rahmen einen großzügigen, mit Bäumen bepflanzten Innenhof, der sich zur Straße hin öffnete. Der Niveauunterschied von Straße und Innenhof schirmt diesen einerseits zum öffentlichen Raum hin ab und lässt ihn andererseits wie eine erhöhte, zur Stadt hin orientierte Bühne wirken. Die in Stahlskelettbauweise errichteten Flachdachbauten haben jeweils einen individuellen Charakter. Der auf quadratischem Grundriss errichtete Klassenzimmertrakt mit seinen drei Geschossen und dem ebenfalls quadratischen Innenhof ist eher horizontal orientiert. Die zweigeschossige Turnhalle ist in den Hang gebaut und wirkt dadurch weniger massiv. Durch einen offenen, filigran wirkenden Gang wurde der hoch aufragende Baukörper des „Pensi angeschlossen, der auch die Mensa und die Bibliothek beherbergte. Durch die lang gezogenen petrolfarbenen Fensterbänder, die spannungsreich rhythmisiert sind, fällt sehr viel Licht aus verschiedenen Himmelsrichtungen in die Gebäudeteile. Im Inneren setzt sich die Campusidee fort, die Gänge und Treppen werden zu hellen Aufenthalts- und Kommunikationsbereichen, der sonnige Innenhof wirkt wie ein verbindendes Atrium.
Der Klassenzimmertrakt - "Neubau"
Als in den 90er Jahren die Schülerzahlen stark anstiegen, wurde bis 2005 entlang der Langen Point ein zusätzliches Klassenzimmerhaus in Holzständerbauweise errichtet, das über eine Glasbrücke an den Hauptbau angebunden ist. In den drei zweistöckigen Trakten haben alle Klassen einer Jahrgangsstufe ihren eigenen Bereich, der sich zu einem der beiden Innenhöfe öffnet. Verbunden werden die drei Flügel durch einen eingeschossigen Gang mit Dachbegrünung sowie durch elegante Metallbrücken im Freien. Die Innenhöfe haben durch farbige Bodenmosaike, Trinkbrunnen, Sitzterrassen aus Holz, sowie eine aufwändige und schöne Bepflanzung eine sehr hohe Aufenthaltsqualität.
Die Klassenzimmer sind hell und freundlich; die Ausstattung mit Beamern ermöglicht einen zeitgemäßen Unterricht. Im Bereich der 5. und 6. Jahrgangsstufe schafft das „Offene Klassenzimmer“, das allen SchülerInnen des Stockwerks für freiere Arbeitsformen zu Verfügung steht, mit Teppich und flexibler Einrichtung ausgestattet ist, ein identitätsstiftendes Forum.
Der Aulabau
Nachdem das Schülerwohnheim schon Mitte der 80er Jahre aufgelöst worden ist und das „Pensi“ aufgrund verschiedener Zwischennutzungen deutliche Verfallserscheinungen zeigte, wurde es 2013 abgerissen und durch ein neues Hybridgebäude ersetzt, das sich aber am Bauvolumen und dem architektonischen Grundkonzept des alten „Pensi“ orientiert. Neben Musiksälen, Instrumentalräumen, einer großzügigen Bibliothek, einer Mensa und einem Ganztagsbereich beherbergt der Neubau auch einen repräsentativen Konzertsaal für 800 Personen, der im normalen Schulbetrieb als Aula und Pausenbereich genutzt wird. Der 2015 eingeweihte Bau überzeugt durch eine reduzierte Formen- und Materialsprache. Die Sichtbetonwände harmonieren mit unterschiedlich getönten Faserplatten und einzelnen farbigen Akzenten in der Inneneinrichtung. Besonders markant ist die Fassade, die durch ein rhythmisiertes Raster vorgehängter Betonrahmen bestimmt wird und Assoziationen zur Tastatur eines Klaviers zulässt. Mit dem Aulabau und der gründlichen wie sensiblen Renovierung der Bestandsbauten erstrahlt das Camerloher-Gymnasium nun im besten Licht. Der identitätsstiftende Campus wurde bedeutsam erweitert, so dass zwischen Turnhallentrakt und Aula ein neuer Aufenthaltsbereich mit großer Freitreppe, einer von Kirschbäumen beschatteten Mittagsterrasse, von Schülern bestellten Hochbeeten, einem Bolzplatz und einer großen Kletterwand entstanden ist. Der über die Jahre organisch gewachsene Campus des Camerloher-Gymnasiums darf heute als einer der modernsten und gelungensten Schulbauten in Bayern gelten.