Schulgeschichte

Die Geschichte des Camerloher-Gymnasiums nahm ihren Anfang in München. Als Staatsminister Graf Montgelas Anfang des 19. Jahrhunderts ein Gebäude für die Ausbildung der Volksschullehrer suchte, erinnerte er sich an Freising. Durch die Säkularisation hatten viele Gebäude keine sinnvolle Nutzung. Zunächst im ehemaligen fürstbischöflichen Lyceum am Marienplatz (Asamgebäude) untergebracht, zog das Schullehrerseminar Mitte des Jahrhunderts auf den Domberg (ehemalige Domdechantei). Im Laufe des 20. Jahrhunderts wurde daraus die Lehrerbildungsanstalt (Musik als herausragendes Fach), im Dritten Reich dann die Deutsche Aufbauschule. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Lehrerbildungsanstalt wieder ins Leben gerufen. Die Lernziele und die Lerninhalte wurden immer mehr den anderen höheren Lehranstalten angeglichen. So entstand eine neue Gattung höherer Schulen: die Oberschule in Kurzform. Sie baute auf der 6. Volksschulklasse auf und führte in sieben Jahren zum Abitur. Zentrale Fächer waren Deutsch, Musik und Kunsterziehung, d.h. die an den Lehrerbildungsanstalten besonders gepflegten Fächer. Im Oktober 1953 beschloss der Bayerische Landtag die Oberschulen in Kurzform in „Deutsche Gymnasien“ und die Pädagogischen Lehrgänge in „Institute für Lehrerbildung“ umzubenennen. Dabei wird das Deutsche Gymnasium ausdrücklich als vollwertige und gleichberechtigte höhere Schule bezeichnet. 1965 wurde aus dem Deutschen Gymnasium das musische Gymnasium. Wenig später erhielt es den Namen Camerloher-Gymnasium. Der Umzug vom Domberg in den Neubau an der Wippenhauser Straße erfolgte mit Beginn des Schuljahres 1969/70. Mit der Schließung des Schülerheims ging zum 1. Januar 1988 die Sachaufwandsträgerschaft vom Freistaat Bayern an den Landkreis Freising über. Ein Erweiterungsbau (Klassenzimmertrakt) folgte im Jahre 2005. Der Aulabau, der anstelle des ehemaligen Schülerwohnheims errichte wurde, ist seit 2015 in Betrieb. Die unten angelegte pdf-Datei enthält eine ausführliche Information über die Geschichte des Camerloher-Gymnasiums.

Namensgeber: Placidus von Camerloher

Placidus von Camerloher wurde am 9. August 1718 im oberbayerischen Murnau geboren. Obwohl sein Vater, der den Beruf eines Geschichtsschreibers am Schloss in Murnau ausübte, kein Berufsmusiker war, fühlte sich Camerloher schon früh zur Musik hingezogen. An der Ritterakademie zu Ettal und am Lyzeum der Jesuiten in München bekam er eine umfangreiche musikalische Ausbildung.

Nach einem Theologiestudium empfing Placidus von Camerloher 1744 die Priesterweihe. Kardinal Johann Theodor, Fürstbischof in Freising, ernannte Camerloher im gleichen Jahr zum Kapellmeister am Hohen Dom und zum Direktor der Hofmusik. Bis zu seinem Tode am 21. Juli 1782 diente er noch zwei weiteren Freisinger Fürstbischöfen in diesen Funktionen. Begraben wurde Camerloher auf dem Freisinger Domberg in der St. Andreaskirche, die später der Säkularisation zum Opfer fiel. Heute erinnert eine Gedenktafel am Eingang zum Diözesanmuseum an das Grab von Camerloher.

Camerlohers Musik stand ebenso der zeitgenössischen Kunst Italiens als auch der Mannheimer Schule mit ihren neuartigen expressiven Elementen nahe. Allerdings ging er seinen eigenen Weg und wird in der Musikgeschichte als wichtiger Vertreter des „Empfindsamen Stils“ angesehen, der in der Zeit des Übergangs von barocker Schwülstigkeit zu klassischer Klarheit entstand. Die strenge Satzart barocker Tradition war ihm fremd, spielerische Musizierfreude bestimmte sein Werk. Um 1760 erlangte Camerloher eine solche Berühmtheit, dass seine Kompositionen auch in bedeutenden europäischen Musikzentren wie z.B. Prag, Berlin, Modena oder Paris aufgeführt wurden.

Placidus von Camerloher deckte mit ungeheurer Vielseitigkeit verschiedene Richtungen der Musik ab. Hervorzuheben sind im weltlichen Bereich Opern, Sinfonien und Triosonaten, in der sakralen Musik Messkompositionen, Motetten und auch Passionen. Sebastian Brand