Das Solistenkonzert am Camerloher-Gymnasium stand am vergangenen Dienstagabend (20.11.2018) unter dem Motto „Verfemte Musik – im Gedenken an die Reichsprogromnacht 1938“. Ein sehr beeindruckendes Konzert der jungen Musikerinnen und Musiker. Die Auswahl der Stücke und vor allem auch deren Interpretation sorgten beim Publikum für viele Gänsehautmomente.

Solistenkonzerte gehören seit Jahrzehnten zum festen Bestandteil des Schuljahres am musischen Camerloher-Gymnasium. Für hochtalentierte Nachwuchsmusikerinnen und -musiker, einige von ihnen schon bei renommierten Wettbewerben ausgezeichnet, bietet das Solistenkonzert eine gute Möglichkeit, sich einem fachkundigen Publikum zu präsentieren. Die beiden Organisatoren des Solistenkonzerts, Friederike Eglhuber und Thomas Noichl, hatten die Idee, das Solistenkonzert unter ein Motto zu stellen. „Weil wir heuer einen runden Jahrtag der Reichsprogromnacht begehen, lag es nahe, unser Konzert unter das Motto ‚Verfemte Musik‘ zu stellen“, so Eglhuber und Noichl.

Schulleiterin Andrea Bliese bedankte sich bei allen Mitwirkenden. Es sei gar nicht so einfach, ein ganzes Konzert so zusammenzustellen, dass es einem bestimmten Motto genüge. „Das ist eine tolle Leistung. Wir haben heute hoch kultivierte und ausgezeichnete Musik gehört.“

In der Tat präsentierten die Schülerinnen und Schüler, von der fünften Jahrgangsstufe bis zur zwölften, sehr anspruchsvolle Stücke, die aufgrund ihrer Thematik manchmal unter die Haut gingen. Das war beispielsweise bei Ilse Webers Lied „Ich wandere durch Theresienstadt“, gesungen von Miriam Fußeder (Sopran), der Fall. Es dauerte einige Zeit, bis das Publikum es wagte zu applaudieren, um danach in der Pause genügend Zeit zu haben, dieses Lied zu verarbeiten.

Zwischen den einzelnen Stücken informierte Meret Rutenberg jeweils ganz kurz über die Komponisten und deren Komposition. Im Mittelpunkt stand dabei immer die Frage, weshalb die Musik dieser Künstler von den Nazis unterdrückt oder verboten war. „Für die Nationalsozialisten gab es nur eine – wahre – Musik“, so Meret Rutenberg. „Wie genau die klingen sollte, wurde nie festgelegt, nur, wie sie nicht sein durfte: nicht von Juden, nicht von Regimekritikern und nicht atonal.“ So erfuhren die Zuhörer beispielsweise, dass Giacomo Meyerbeer von Richard Wagner diffamiert und als „unglücklicher Zwischenfall der Musikgeschichte“ bezeichnet wurde. Paul Hindemith beispielsweise zählte zu den Verfemten, weil er die Grenzen in der Klangkombination dauernd habe verschieben wollen und damit die arische Tonordnung aufgehoben habe. „Hindemith verschob daraufhin seine persönlichen Grenzen und emigrierte 1938 in die Schweiz und zwei Jahre später in die USA“, merkte Meret Rutenberg an.

Da Solistenkonzert startete mit Felix Mendelssohn-Bartholdys „Venezianisches Gondellied“ mit Carla Gromann am Klavier. Danach folgten: Gabriel Rupp (Gesang, Bass) und Larissa Höcherl (Klavier) mit Giacomo Meyerbeers „Komm, du schönes Fischermädchen“; Felix Rahimpour (Klavier) mit Walter Braunfels‘ „Lyrischer Kreis“; Cosima Schwaiger (Violone) und Rosa Matos Mendoza (Violine) mit Bela Bartoks „Duos für zwei Violinen“; Evelyn Buchberger (Cello) und Kristina Hölzl (Klavier) mit Bela Bartoks „Rhapsodie Nr.1“; Franziska Schimming (Klavier) mit Bohuslav Martinus „Die neue Puppe“ und „Ich denke, dass ich schlafen gehen solle“; Daniel Kuen (Cello) begleitet von Lukas Kuen (Klavier) mit Bohuslav Martinus „Variationen über ein slowakisches Thema“; Miriam Fußeder (Sopran) begleitet von Birgit Brennich (Akkordeon) und Thomas Noichl (Klavier) mit Ilse Webers „Wiegala“ und „Ich wandere durch Theresienstadt“; Katharina Eglhuber (Violine) und Clara Eglhuber (Cello) mit Zykmund Schuls „Zwei Chassidische Tänze“; Johannes Wiederhofer mit Paul Hindemiths „Interludum und Fuga tertia“; Mathias Melzer (Oboe) begleitet von Franziska Wagner (Klavier) mit Paul Hindemiths „Sonate für Oboe und Klavier“; Larissa Höcherl mit Arnold Schönbergs „3 Klavierstücke“; Bartholomäus Schlüter (Klarinette) begleitet von Thomas Noichl mit Alban Bergs „Vier Stücke“; Magdalena Pellmaier (Cello) und Pauline Neumann (Klavier) mit Anton Weberns „Zwei Stücke“, Cordula Kraetzl (Sopran) mit Erich Wolfgang Korngolds „Glückwunsch“; Charlotte von Urff (Oboe) mit Ernst Kreneks „Sonatine für Oboe solo“; Luis Weidlich (Klarinette) begleitet von Thomas Noichl mit Bela Kovacs‘ „Sholem Alekhem, Rov Feidmann!“. Lang anhaltender Applaus am Ende des Solistenkonzerts für einen beeindruckenden Abend. sp