Im Rahmen des Themengebiets „Schuld und Strafe“ im Ethikunterricht der Q12 besuchte am Freitag, 21. Januar 2020, Pedro Holzhey das Camerloher-Gymnasium, um den Schülerinnen und Schülern die Realität einer Justizvollzugsanstalt (JVA) näherzubringen.

Zuerst referierte Pedro Holzhey über die jährlich in Deutschland begangenen Straftaten. Damit wurde für die Schülerinnen und Schüler nachvollziehbar gezeigt, dass diese eine alltägliche Sache sind und dass wirklich jeder zum Straftäter werden kann. Nur rund die Hälfte aller Straftaten wird aufgeklärt. Ein noch geringerer Anteil hat tatsächlich die Verurteilung zu einer Freiheitsstrafe zur Folge. Von den Inhaftierten werden in Deutschland rund 55 Prozent zu Wiederholungstätern. Es stellt sich also die Frage, ob das System von Verurteilung und Strafe funktioniert oder Überarbeitung braucht.

Als ehemaliger Häftling in München konnte Pedro Holzhey den Schülerinnen und Schülern einen Einblick sowohl in den langwierigen Untersuchungs- und Verhandlungsprozess als auch in das Leben in Haft verschaffen. Verdeutlicht wurde der Alltag durch den Kurzfilm des Sankt Michaelbundes „Gefängnisseelsorge in der JVA Stadlheim“. Sehr intensiv und persönlich berichtete Pedro Holzhey von seiner eigenen Tat und den Versuchen, mit seiner Schuld umzugehen und Kontakt mit dem Opfern aufzunehmen. Der christliche Glaube, zu dem Pedro Holzhey in der Haft fand, war mitunter die größte seelische Unterstützung für ihn und viele weitere, denn JVAs seien an Sozialarbeitern und Psychologen nach Meinung von Pedro Holzhey stark unterbesetzt. Außerdem würden die Häftlinge nicht ausreichend auf die Entlassung vorbereitet. Die Resozialisierung und Integration in die Gesellschaft werde dadurch fast unmöglich, so Holzhey weiter. Kontakte zu Freunden und Familie brächen ab, Arbeitgeber wiesen die Freigelassenen ab. Man blicke auf sie herab, so die Erfahrung von Holzhey. Gerade dadurch aber werde die Rückfallquote erhöht.

Um die Resozialisierungsquote von Gefangenen zu erleichtern, hat Pedro Holzhey noch in Haft den Verein „Setfree e.V“ gegründet, der entlassene Strafgefangene dabei unterstützt, nach dem Gefängnisaufenthalt wieder im Alltag anzukommen. Auch die Arbeit dieses Vereins stellte Holzhey in seinem Vortrag vor.

Das Camerloher-Gymnasium dankt Pedro Holzhey für seinen sehr persönlichen Vortrag, der allen Einblicke in einen Bereich der Gesellschaft ermöglichte, die man im täglichen Leben kaum so bekommt. Celia Symes (Q12)