„Feel the beats oft the One-Planet-Generation.“ ist das Motto dieses außergewöhnlichen Projekts, das die Klassen 9A und 9B in Zusammenarbeit mit ihrem Kunstlehrer Gerhard Schebler auf die Beine stellten.

Den Auftrag, Fairtrade-Shirts zu gestalten, die nicht nach biederer Weltverbesserung oder schlechtem Gewissen riechen, sondern Lust auf einen Kleiderwechsel machen, haben die jungen Designer von Günter Sesselmann erhalten, dem umtriebigen Leiter des Ladens „fashion & more“. Nach seiner erfolgreichen Kooperation mit der Grundschule St. Lantbert und dem Hofmiller-Gymnasium, aus der zwei sehr ansprechende Kollektionen entstanden sind, holte sich Herr Sesselmann diesmal die doppelten Experten vom Camerloher in seinen Laden. Die sind bekanntlich nicht nur sehr versiert in Gestaltungsfragen, sondern als SchülerInnen einer Fairtrade-Schule auch besonders sensibilisiert für nachhaltiges Produzieren und Handeln. Über die gewaltigen Schäden, welche eine rücksichtslose und profitmaximierende Kleiderproduktion bei Mensch und Natur anrichtet, wissen wir mittlerweile alle Bescheid. Doch wenn wir dann im Laden stehen, hakt es oft daran, dass das Vernünftige noch viel zu oft auch das Uncoole ist. Bei einer Exkursion zu „fashion & more“ stellten die SchülerInnen erst einmal überrascht fest, wie viele lässige Designs es bei der Fairtrade-Mode bereits gibt und wie moderat die Preise sind.

In der Diskussion mit Herrn Sesselmann wurde rasch deutlich, dass die besondere Herausforderung des Projekts darin besteht, den Nerv der jungen Generation zu treffen, ohne sich zu sehr anzubiedern oder die Faitrade-Idee zu verleugnen. Man musste also um die Ecke denken, offen bleiben für Inspirationen und doch den Horizont eines neuen Umgangs mit der Welt im Blick behalten.

Voller Anregungen kehrten die zwei Teams an die Schule zurück und beratschlagten, wie man das Ganze angehen könnte. Wie bei den Profis wurden zunächst die Projektziele und mögliche Projektergebnisse herausgearbeitet, schließlich ein entsprechender Zeitplan entworfen. Dann ging es auch schon an die ersten Skizzen und Entwürfe, die in einem selbst gebundenen Heft gesammelt wurden. Es wurde in alle Richtungen recherchiert und verschiedene Konzepte wurden immer neu durchgespielt. Nach zwei ausführlichen Präsentationen der verschiedenen Ansätze in der Gruppe, wählte jeder junge Designer den zugkräftigsten Entwurf aus und führte ihn in Originalgröße aus. Zum Einsatz kamen dabei verschiedenste Techniken und Medien, von Tusche und Feder über Acrylfarben bis hin zu Fotos und digital generierten Bildern.

Am Ende galt es, die Entwürfe mit Hilfe des Programms Photoshop auf T-Shirt-Vorlagen zu übertragen, um eine möglichst überzeugende Simulation der späteren Kleidungsstücke präsentieren zu können. Beide Klassen setzten sich die höchsten Ansprüche und mussten erkennen, dass das auch zu einem viel höheren Zeitaufwand führte, als wir anfangs gedacht hatten. Nach über einem halben Jahr konnten wir dann aber unserem Auftraggeber 55 erstklassige Entwürfe vorlegen. Der holte sich eine kleine Jury zu Hilfe, die mit viel Einsatz hin- und herüberlegte, welche der herausragenden Designs wirklich gedruckt und im Laden zum Verkauf angeboten werden sollten. Nach langen Diskussionen stand eine Kollektion von sechs Shirts, die durch fünf Motive ergänzt wurde, die auf Taschen gedruckt werden.

Carla Fuchs konnte mit ihrer sehr akkurat ausgeführten linearen Zeichnung einer Tischuhr überzeugen, deren Ornamente verschiedene Motive aus dem Tier- und Pflanzenreich vereinen. Diese Weltuhr steht auf Fünf vor Zwölf, ein diskreter Hinweis darauf, dass der wundersame Mechanismus, der die verschlungene Natur am Laufen hält, ins Stocken geraten kann.

Lena Geßele ließ sich von der Street-Art inspirieren. Eine Hand mit einer Spraydose schwebt über der Erde und nebelt sie mit roter Farbe ein. Das kraftvolle Bild stellt Fragen, ohne vorschnelle, moralisch korrekte Antworten zu geben.

Antonia Pflügler zeigt auf verblüffend einfache Weise den Beat, der den Planeten am Laufen hält. Es ist die Kurve eines Herzschlags, die an einer Stelle den Umriss eines Baums beschreibt.

Quirin Häuslmeier findet ein starkes Bild, um auf ironische Weise mögliche und unmögliche Zukunftsszenarien zu visualisieren. Eine Ente watschelt einsam auf dem Mond herum, während hinter ihr die Erde aufgeht.

Bernhard Mottinger lässt Papierflieger in der Wüste landen. Nach einem Höhenflug haben sie ihre Spitzen in den Sand gebohrt, liegen kraftlos am Boden.

Anna Buhmann schließlich lässt an einem kahlen Baum Flaschen wachsen. Das erinnert einerseits an die magische Wirkung des Christbaums, andererseits an Bäume, in denen sich Plastikteile verfangen haben. Gleichzeitig spielt das Bild aber auch auf die Vision nachwachsender Rohstoffe an.

Für die Taschen wurde das hervorragende Motiv von Ronja Auer ausgewählt: Ein Auge mit grüner Pupille blickt uns an, während aus dem Gestrüpp der Wimpern ein Schwarm Vögel aufsteigt. Auch hier wird der Zusammenhang von Mensch und Natur überzeugend ins Bild gebracht.

Ganz ähnlich ist der Ansatz von Timea Schreier, das Resultat aber verblüffend anders. Die Landmassen unserer Erde werden von einem roten Band nachgezeichnet, das zugleich das Wort „Humanity“ formt.

Emily Hornburg geht das Thema abstrakter an und entwickelt eine Art Logo für verschiedene Sphären des Lebens, das an vergessene Schriftzeichen einer fernen Kultur erinnert.

Pascal Pashee schließlich denkt vom Produkt her und zeigt einen gerade seine Inhaltsstoffe abgebenden Teebeutel, dessen Etikett ihn als „Fair Trade Tea Bag“ ausweist. Ein gelungenes Spiel auf verschiedenen Ebenen.

Der Entwurf von Franz Hanrieder konnte die Jury ebenfalls überzeugen, auch wenn er thematisch nicht ganz zur Kollektion passt. „Survive at school“ ist aber ein gutes Motto für ein Schulshirt. Mit Hilfe des AK Fairtrade soll dieses in der Schule vertrieben werden.

Die Auswahl war wegen der großen Qualität der Entwürfe sehr schwierig und viele herausragende Vorschläge kamen leider nicht zum Zug. Alle Motive wurden deshalb im Rahmen einer Ausstellung vor dem neuen Kunstraum der Schulöffentlichkeit präsentiert. Die Shirts und Taschen werden im Sommer bei „fashion & more“ erhältlich sein.