Der Golf von Neapel ist eine der bezauberndsten und spannendsten Gegenden Italiens: Lebenslust und Todesangst, Pinien und Beton, Katholizismus und Aberglaube, Armut und Reichtum prägen die Stadt, die deshalb auch Thema im Italienischunterricht der Oberstufe ist. Dann würden sich Lehrer und Schüler am liebsten immer gleich aus den Schulbänken ans Mittelmeer beamen, was schwierig ist, heuer aber doch quasi möglich wurde dank der spektakulären Ausstellung „Tanz auf dem Vulkan“, die das Diözesanmuseum Freising zu seiner Neueröffnung zeigte.

Alle Italienischschüler des Camerloher standen deshalb nach kurzer Anreise auf den Domberg sozusagen mitten in Neapel und tauchten ein in dieses bunte, laute Universum, in dem die Menschen mit einem aktiven Vulkan zusammenleben, für ihren Schutzheiligen San Gennaro und seine Helfer Prozessionen mit fröhlicher Musik veranstalten und heute noch zum Schutz vor dem Bösen Amulette aus Korallen tragen - die der Sage nach entstanden, als das Blut der geköpften Medusa ins Meer spritzte. Caravaggios Medusa mit dem wilden Blick und dem Schlangenhaar, die normalerweise nur in den Uffizien in Florenz zu sehen ist, machte denn auch gewaltig Eindruck. Wie eng die Antike und das Italien des Jahres 2023 miteinander verknüpft sind, wurde uns deutlich vor den Funden aus den im Jahr 79 n.Chr. beim Ausbruch des Vesuv zerstörten Städte Pompeji und Herkulaneum: den Gartenzwerg-Göttern, Trinkschalen und der eingeäscherten Pizza. Am meisten fasziniert aber waren die Schüler von den silbernen Büsten der vielen Heiligen aus dem Thronschatz des Heiligen Gennaro, die aus Neapel nach Freising gereist waren und normalerweise bei den Prozessionen dort zum Einsatz kommen.

Dass Italien die Wiege der europäischen Kultur ist und nicht umsonst seit Jahrhunderten Reisende aus aller Welt anzieht – bei diesem Ausflug wurde es uns wieder einmal aufs Schönste vor Augen geführt.

Veronika Eckl