Wenn das modern studio freising zum Literarischen Herbst – heuer die 37. Auflage bereits – Freisings Kulturinteressierte einlädt, dann präsentieren die beiden Organisatorinnen, Irmgard Koch und Helma Dietz, im Café Camerloher stets einen besonderen Autor mit einem besonderen Werk. Heuer machte der junge österreichische Autor Robert Prosser mit seinem jüngsten Roman „Gemma Habibi“ Station im Camerloher-Gymnasium.

Wenn das modern studio freising zum Literarischen Herbst – heuer die 37. Auflage bereits – Freisings Kulturinteressierte einlädt, dann präsentieren die beiden Organisatorinnen, Irmgard Koch und Helma Dietz, im Café Camerloher stets einen besonderen Autor mit einem besonderen Werk. Heuer machte der junge österreichische Autor Robert Prosser mit seinem jüngsten Roman „Gemma Habibi“ Station im Camerloher-Gymnasium.

Wer sich auf Roberts Prossers Homerpage umgesehen hatte, konnte schon erahnen, dass ihm im Café Camerloher  keine „normale“ Dichterlesung erwarten würde. Prosser geht ganz neue Wege, um seine Bücher dem Publikum vorzustellen. Seiner neuer Roman „Gemma Habibi“ handelt unter anderem im Boxermilieu. Im größeren Rahmen baut er dazu einen Boxring auf, lässt eine Boxerin und einen Boxer auftreten, während er – untermalt durch einen Schlagzeuger – seinen Text präsentiert. Dazu reichte im intimen Café Camerloher am Dienstagabnd (12.11.2019) der Platz nicht.

Freilich las Prosser nicht einfach vor. Er hatte rund 20 Seiten seines Romans auswendig gelernt und performte den Text mit viel Gestik und Mimik, sprang dann unvermittelt von der kleinen Bühne, um quasi ins Publikum einzutauchen.

„Gemma Habibi“ heißt der neueste Roman des 1983 in Alpbach/Tirol geborenen Robert Prossers. „Gemma“ ist für einen Bairisch Sprechenden leicht zu verstehen. Es ist vieldeutig und bedeutet so viel auf geht’s oder los geht’s  oder auch auffordernd hau ab. Schwieriger ist es mit Habibi. Einige Camerloher kennen freilich den Begriff. Als auf dem benachbarten Sportplatz 2015 viele Flüchtlinge angesiedelt wurden und Camerloher-Lehrkräfte den Jugendlichen Emigranten Deutsch lernten, stand auf den Anmeldelisten stets als Name Habibi. Der Begriff stammt aus dem Arabischen und bedeutet so viel wie Freund.

Mit seiner ungemein starken Bühnenpräsenz zog Robert Prosser die Zuhörer im Café Caerloher vom ersten Satz weg in seinen Bann. Er beschränkte sich in seiner Performance auf den Teil seines vielschichtigen Romans, der im Wiener Boxermilieu spielt, das von vielen Kulturen geprägt ist. Durch die vielen Schauplatzwechsel im gesamten Roman erhält der Leser interessante Einblicke in die ganz unterschiedlichen Welten und Lebenspläne der einzelnen Figuren, und damit schafft es der junge Autor, ein Porträt der Jetztzeit zu entwickeln, in dem der Krieg in Syrien, die Flüchtlingswelle, Freundschaft, Engagement oder Aufbruch weitere zentrale Motive sind. „Ich habe aber trotzdem versucht, meinen Roman so zu gestalten, dass er nicht nur das aktuelle Zeitgeschehen widerspiegelt, sondern dass man ihm auch noch in zehn Jahren lesen kann“, verriet Prosser den Zuhörern.

Im zweiten Teil des Abends beantwortete der junge, sympathische und authentische Autor eine Vielzahl von Fragen aus dem Publikum. Es sprudelte nur so aus ihm heraus. Er erzählte u.a. davon, wie sein Schreibprozess verläuft, wie er auf seine Motive kommt, wie er überhaupt zum Schreiben gekommen ist und welche Pläne er für seinen nächsten Roman habe. „Der könnte möglicherweise von einem Dichter handeln, der zusammen mit 300 Pavianen lebt“, verriet Prosser.

Nach dem offiziellen Teil der Lesung beantwortete Prosser beim Signieren seiner Bücher noch viele weitere Fragen. Prosser war sictlich angetant von der anregenden Atmosphäre im Café Camerloher. Ein gelungener Abend, der nicht nur bei den vielen älteren Literatur Interessierten sehr gut ankam, sondern auch bei den vielen Schülerinnen und Schülern des Camerloher-Gymnasiums. Martin Wildgruber und Jörg Bräuer, die beiden Fachschaftsleiter Deutsch des Camerloher-Gymnasiums, bedankten sich bei Irmgard Koch und Helma Dietz für die Organisation der Lesung und hoffen, dass das modern studio freising beim nächsten Literarischen Herbst wieder mit einem interessanten Autor im Café Camerloher gastieren wird. sp