Heuer jährt sich der gemeinsam von Camerloher-Gymnasium und städtischer Musikschule veranstaltete Meisterkurs zum siebten Male. Entsprechend groß war auch das Interesse an der traditionellen Eröffnungsveranstaltung, die in der Aula des Camerloher-Gymnasiums stattfand. Dozenten des Kurses und Lehrkräfte der Schule zeigten mit Stimme und ihren Instrumenten ihr großes Können und präsentierten dabei auch unbekanntere aber nichtsdestoweniger großartige Werke der klassischen und moderneren Musikliteratur.

Im Anschluss daran stellten sich die Dozenten Professor Ulrich Vogel (Weimar), Franz Scheuerer (Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks), Thomas Noichl (Klavier) und Beate Hariades (Gesang) in einer lockeren Diskussionsrunde den Fragen des Publikums und gaben tiefe Einblicke in das Berufsleben professioneller Musiker. Von dem Mitglied der erweiterten Schulleitung Silvia Betz begrüßt, konnte das Publikum mit der Interpretation zweier Sätze der Sonate für Violine und Klavier A-Dur von Johann Sebastian Bach durch die beiden Kursleiter Ulrich Vogel (Klavier) und Franz Scheuerer (Violine) zwei wirkliche Meister beim Zusammenspiel erleben. Mit großem geigerischem Ton und kongenial begleitet vom Kollegen aus Weimar loteten die beiden das von Bach für seine sieben Söhne komponierte Werk kongenial aus.

Es ist ja schon Tradition bei diesen Eröffnungskonzerten, dass Professor Vogel zu allen Werken kleine, interessante und oft auch zum Schmunzeln anregende Episoden beisteuert. So durfte das Publikum dann auch erfahren, dass Richard Strauss seine drei „Ophelia-Lieder“ mit einem rechten „Grant“ an seinen mittlerweile mit ihm zerstrittenen Verleger komponiert hatte. Nichtsdestotrotz entstanden dadurch hochbedeutende, manchmal schwer zu erhörende Perlen der Gesangsliteratur.

Beate Hariades, Gesang und Thomas Noichl (Klavier) waren die Vertreter der professionellen Musiker, die den heuer 14 Teilnehmern des Meisterkurses einen Einblick in das Leben der Berufsmusiker geben sollten. Und mit was macht man das am Besten: natürlich mit einer Kostprobe ihres großen Könnens. Beides sind sie ja feste Größen der klassischen Musikszene und so war es ein Genuss von ihnen wunderbar aufeinander abgestimmt die drei Gesänge der dem Wahnsinn verfallenen Ophelia aus Shakespeares Hamlet. Wunderbar herauskristallisiert die herben, dissonanten Harmonien des reifen Strauss, die immer wieder von fast rosenkavalierhafter Walzer- und E-Dur-Seligkeit abgemildert wurden.

Dass Freising auch die Heimat großer Komponisten war, ist längst bekannt. Drei Jahre nach seinem Tod kristallisiert sich immer stärker heraus, dass man Theo Brand zu den ganz Großen weltweit zählen darf. Seine Violinsonate aus dem Jahr 1960 gehört jedenfalls schon zum Standardrepertoire der Geigenwelt und durfte an diesem Abend eine fein herausgearbeitete Aufführung durch das Duo Scheuerer/Noichl erleben. Mucksmäuschenstill lauschten die zahlreich erschienen Schüler der herben, aber nie der Dissonanz als Selbstzweck dienenden Harmonik des großen Freisinger Meisters, der ja selbst lange Jahre als Musiklehrer am „Camerloher“ tätig war. Und beim überraschenden Schluss, der mit einem leisen Pizzicato in der Violine verklingt, möchte man sich gerne an den verschmitzten Gesichtsausdruck vom „Theo“ erinnern, als er sich dabei gedacht haben mag, „So, die leg‘ ich jetzt mal alle rein…“.

Mir der immens schweren Suite „Napoli“ von Francis Poulenc bewies Thomas Noichl einmal mehr sein immenses pianistisches Können und rief nach den letzten aberwitzig virtuosen Takten des Werkes wahre Beifallsstürme im Saal hervor, ehe Franz Scheuerer und Ulrich Vogel mit zwei Zugaben von Fritz Kreisler noch zwei „leichtere“ Werke zum Abschluss gaben.

Viel Abwechslungsreiches aus dem Berufsleben durfte das Publikum in der abschließenden Gesprächsrunde erfahren. Durchaus auch, dass der Beruf des Musikers nicht immer ein Zuckerschlecken ist, dass es enormen Stress geben kann, um immer auf dem gleich hohen künstlerischen Niveau zu bleiben. Aber allen Beteiligten war immer wieder anzumerken, wie einmalig und erfüllend der Musikerberuf doch ist.

Der 7. Freisinger Meisterkurs findet in den nächsten Tagen in der Aula des Camerloher Gymnasiums und im Musiksaal 4 ebendort statt. Er ist öffentlich zugänglich und kann jederzeit besucht werden. Zum feierlichen Abschlusskonzert am Sonntag, dem 22. 09. um 15:00 lädt dann die Musikschule in den Pavillon an der Kölblstraße 2 ein. Auch hier ist der Eintritt frei.

Stadträtin Maria Lintl betonte in ihrem Abschlussworten noch die Wichtigkeit der vielen Sponsoren für das Zustandekommen des Kurses. Ohne die Spenden der Bürgerstiftung Freising (Frau Spanrad), der Interhyp AG (Beate Engelhard) und des Landkreises Freising (Landrat Josef Hauner) könnte der Kurs in dieser Form nicht veranstaltet werden. Martin Keeser

 

Die Teilnehmer am heurigen Meisterkurs:

Anna Weinhold (Violine)

Felix Rahimpour (Klavier),

Marie Simons (Violine)                                                                     

Rosa Matos (Violine)

Franziska Wagner (Klavier)                                       

Miriam Fußeder (Gesang), 

Franziska Wagner (Klavier)                                             

Josefa Steinmetzer (Gesang)

Gabriel Rupp (Gesang)

Larissa Höcherl (Klavier)

Benedikt Lewandowski (Violine)

Luis Weidlich (Gesang)

Sehmuel Wagner (Klavier)                                            

Johannes Wiedenhofer (Klavier)