„Namen statt Nummern" - unter diesem Motto erforschen seit Jahrzehnten Schüler und auch erwachsene historische Laien die Biografien von Häftlingen des ehem. Konzentrationslagers Dachau. So sind schon Hunderte von Gedächtnisblättern entstanden, auf denen an das Leben und Leiden dieser Menschen erinnert wird. Sie liegen im Gedächtnisbuch in der Evangelischen Versöhnungskapelle der Gedenkstätte Dachau zum Lesen bereit. Von Andreas Decker

Zum zweiten Mal beschäftigte sich auch ein W-Seminar des Camerlohers mit den Biografien von Dachau-Häftlingen, diesmal mit Männern aus der Region: Darunter sind politisch verfolgte wie die relativ bekannten SPD-Mitglieder Ferdinand Zwack und Hans Unterleitner oder drei junge Leute aus Hohenkammer, die mit der SA aneinandergerieten, aber auch der Homosexuelle Peter Granninger, der für SA-Stabschef Röhm als Zuhälter arbeitete, der Pallotinerpater Albert Eise und der deutsche Jude Oskar Holzer, der 1938 aus Freising verjagt wurde und wenig später in München starb, während die meisten seiner Familienmitglieder in den Vernichtungslagern und Ghettos ermordet wurden. Die Ergebnisse ihrer Recherchen haben die 11 Schülerinnen und ein Schüler auf den Gedächtnisblättern präsentiert, die zurzeit in Kopie in der Aula aushängen. Außerdem hielten sechs von ihnen kurze, aber sehr informative Präsentationen vor etwa 100 Gästen.

Es war am Vorabend des 27. Januar, zugleich Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus und Hans Unterleitners Geburtstag. Albert Knoll, Leiter des Archivs der Gedenkstätte Dachau, warnte in seiner Einführung sehr eindrücklich vor der Gefahr der Verharmlosung und Verleugnung der NS-Verbrechen, wie sie in der Gegenwart wieder von einigen unternommen wird. Es ist zu wünschen, dass die Erinnerungsarbeit gerade jetzt nicht nachlässt, auch wenn die Zeitzeugen immer mehr verschwinden und selbst die direkten Nachkommen schon alt geworden sind. Insofern erfreut es, wenn junge Leute so engagiert für das Gedenken eintreten.

Die Originale der Gedächtnisblätter werden am 22. März abends im Kloster Karmel Dachau übergeben. Dann werden die anderen sechs Schülerinnen ihre Arbeiten präsentieren. Zu dieser Veranstaltung wird herzlich eingeladen, der Eintritt ist frei.