In diesem Schuljahr gibt es wieder ein Fair-Trade-P-Seminar, das sich diesmal ganz dem Thema Schokolade verschrieben hat und einen Materialkoffer rund um fair gehandelte Schokolade erstellen wird. Dazu ist natürlich eine ganze Menge Recherchearbeit notwendig, die die Seminarteilnehmer/innen im wahrsten Sinne mit Leib und Seele betreiben. Von Daniela Görlich-Kunert

Am 17.2. 2017 führte uns unser Weg deshalb in die Schokoladenfabrik der Firma Riegelein nach Cadolzburg. Der Name Riegelein ist an unserer Schule ja nicht unbekannt: Vor ziemlich genau einem Jahr haben wir uns mit Riegelein ein Kopf-an-Kopf-Rennen beim Internetvoting um den Fairtrade-Publikums-Award geliefert. Herr Peter Riegelein war neugierig, was für eine Schule da so viele Stimmen mobilisieren konnte und hat uns neben einer großzügigen Schokoladenlieferung auch eine Einladung nach Cadolzburg geschickt, der wir nun mit dem P-Seminar „Schokoladenseiten“ auch gefolgt sind.

Nach dreieinhalb Stunden Zugfahrt wurden wir in der „Chocothek“ herzlichst empfangen: Uns erwarteten eine gläserne Hohlfigurenmanufaktur, ein Showroom mit den ausgefallensten Schokoladenkunstwerken, ein riesiger Schokobrunnen und Schokolade zum Probieren nach Herzenslust. Nach einer Einführung in die Geschichte des Hauses und die Arbeitsprozesse in der Manufaktur durch Frau Hemmerlein, der Chefsekretärin, kam Herr Peter Riegelein direkt von der Biofair-Messe, um sich persönlich um uns zu kümmern. Sein höchstkompetenter Fachvortrag über die Anbaubedingungen von Kakao und v.a. über die neuesten Entwicklungen in der deutschen Süßwarenindustrie lieferte uns viele wichtige Informationen. Es gibt inzwischen das „Forum Nachhaltiger Kakao“, dem auch Herr Riegelein angehört. Die Ziele der deutschen Süßwarenindustrie sind, bis 2020 50% des Kakaos aus gesiegelten Bestand zu beziehen und bis 2025 100% zu erreichen. Dazu würden auch Siegel wie UTZ oder Rainforest-Alliance zählen. Die Firma Riegelein ist da jedoch schon einige große Schritte weiter: Seit der Weihnachtsproduktion 2016 verarbeitet Riegelein ausschließlich Kakao aus dem Fairtrade-Cocoa-Programm, in das Herr Riegelein als erster Produzent eingestiegen ist.

Wir waren wirklich begeistert, wie nahbar und warmherzig uns Herr Riegelein begegnete und wie ehrlich er auf unsere Fragen antwortete. Besonders interessant war für uns, etwas über seine persönlichen Gründe zu erfahren, ganz auf Fairtrade-Kakao umzusteigen. „Besser ein Teil der Lösung als ein Teil des Problems sein“, so ist inzwischen seine Devise angesichts der immer noch schrecklichen Bedingungen auf herkömmlichen Kakaoplantagen. Es ist ihm ein Herzensanliegen, dass die Kakaobauern vom Ertrag ihrer Arbeit menschenwürdig leben können. Nur so haben ihre Kinder eine echte Zukunft. Für ihn ist es ein Weg, sich an der Bekämpfung von Armut zu beteiligen, der Abwanderung entgegenzuwirken und dafür zu sorgen, dass auch weiterhin Menschen überhaupt bereit sind, Kakao anzubauen.

Er zeigte uns einen Film von seiner eigenen Reise zu nachhaltigen peruanischen Kakaogärten im Marañontal. Dort war durch Zufall die Urkakaosorte „Pure Nacional“ wiederentdeckt worden, die seit fast einem Jahrhundert als ausgestorben galt. Aus dem Kontakt zu dem Kakaobauern Fortunato ist inzwischen die Edelschokolade „Fortunato No.4“ von Riegelein entstanden, die wir mit zum Abschluss mit gebührender Ehrfurcht verkosteten.

Nach der herzlichen Verabschiedung machten wir uns mit bestens gefüllten Schokomägen und vielen neuen Eindrücken wieder auf den Rückweg nach Freising. D. Görlich-Kunert