Am Freitag, den 24. Mai 2019, hatten SchülerInnen des Camerloher-Gymnasiums Gelegenheit, einen besonderen Einblick in die unterschiedlichen Lebensbedingungen zweier afrikanischer Länder zu bekommen. Dass dies auf besonders eindringliche und anschauliche Art stattfand, lag nicht nur an den beiden Dokumentarfilmen, sondern sicher vor allem daran, dass die beiden Regisseure Okuhle Dyosopu und Thomas Muziyirwa persönlich anwesend waren und sich Zeit genommen hatten, mit den SchülerInnen über ihre Filme und den jeweiligen Blick auf ihr Land zu diskutieren.

Die Gelegenheit, die Filmemacher an unsere Schule einzuladen, hatte sich durch die bereits seit einiger Zeit gepflegte Zusammenarbeit mit DOK.education, dem Bildungsprogramm des renommierten DOK.fests München, ergeben. Da sich in diesem Schuljahr der Begabungsstützpunkt Medien und Gestaltung am Camerloher mit dem Thema Dokumentarfilm beschäftigt, war die Chance, mit den beiden Regisseuren diskutieren zu können, besonders interessant. Im Rahmen des Kunstunterrichts nahmen das Additum Kunst Q11 und die Klasse 9d an der Veranstaltung teil. Da die Filme in englischer Sprache gezeigt und die anschließende Diskussion ausschließlich auf Englisch geführt wurde, bot sich hier außerdem die Möglichkeit zu einer Kooperation mit dem Fach Englisch. Ein Kurs der Q11 unter der Leitung von Vera Weinhold und die Klasse 9a unter der Leitung von Thomas Schmölz hatten sich auf die Diskussion vorbereitet. So erwartete die beiden Filmemacher und Barbara Off vom DOK.fest ein großes und gemischtes Publikum.

Zunächst gab der 1987 in Harare, Simbabwe, geborene Thomas Muziyirwa einen Einblick in die politische und wirtschaftliche Situation in seinem Land, damit die Geschehnisse und Äußerungen im Film besser eingeordnet werden konnten. Mit seinem Filmprojekt „Making ends meet“ nimmt er unter anderem die Situation von Jugendlichen in den Blick, die trotz ihrer guten Ausbildung kaum eine Chance auf Arbeit im Land haben. Nach dem Film gab es viele Fragen an Thomas, so dass eine angeregte Diskussion stattfand, die Silke Hatzinger moderierte.

Nach einer Pause stellte die 1992 in Port Elizabeth, Südafrika, geborene Filmemacherin Okuhle Dyosopu ihr Filmprojekt „Missing middle generation“ vor, bei dem sie sich mit der fehlenden Mittelschicht in der südafrikanischen Gesellschaft auseinandersetzt. Auch nach diesem Film gab es viele Nachfragen und ein interessantes Gespräch. Für die beiden Jungregisseure waren die Fragen der Schüler ebenfalls eine sehr anregende Rückmeldung. Der Besuch am Camerloher-Gymnasium war zugleich der Abschluss ihres Aufenthalts in Deutschland, denn zwei Tage später machte sich jeder wieder auf in sein Heimatland.

Die beiden jungen afrikanischen Filmemacher waren im Zeitraum des DOK.festes 2019 als Stipendiaten in München und Umgebung. Die DOK.network Africa Residency hat zum Ziel, Nachwuchsfilmemacher_innen aus afrikanischen Ländern bei der Entwicklung abendfüllender Dokumentarfilmprojekte auf internationaler Ebene zu unterstützen. Das Residency-Programm ist eng an den Lehrplan der Hochschule für Fernsehen und Film HFF München angebunden. Im Laufe ihres Aufenthalts nehmen die Stipendiat_innen auch an ausgewählten Lehrveranstaltungen teil. Vorgesehen ist auch, dass sie Ihrerseits Ihr Wissen in Seminaren oder an Schulen weitergeben. Das Camerloher-Gymnasium war die erste Schule, die diese Chance wahrgenommen hat. Da die Veranstaltung auf allen Seiten so positiv aufgenommen wurde, soll die Zusammenarbeit mit DOK.network Africa Residency in den nächsten Jahren auf jeden Fall weitergeführt werden. Judith Treimer-Schebler, Leiterin des Begabungsstützpunktes Medien und Gestaltung