Das Camerloher-Gymnasium und der Förderverein des Camerloher-Gymnasiums „Die Camerloher e.V.“ trauern um Klaus Mandel. Kurz nach seinem 100. Geburtstag, den er am 8. Januar noch im Kreise seiner Familie feiern konnte, starb am Monta, 7. Februar, der ehemalige beliebte Camerloher-Lehrer und Gründer des weit über die Landkreisgrenzen hinaus bekannten Camerloher-Schülerkabaretts, das „Camerett“.

Klaus Mandl war ein ganz außergewöhnlicher Mensch und Pädagoge. Sein Unterricht reichte weit über die reine Wissensvermittlung hinaus. Er liebte die Kinder, vor allem die Kleinen in der Unterstufe. Seine Schülerinnen und Schüler waren immer fasziniert von Klaus Mandls unerschöpflichen Ideen, seiner außergewöhnlichen Phantasie und seiner Kreativität. Er unterrichtete nicht nur die Fächer Deutsch, Englisch und Geschichte, sondern er gründete 1965 das „Camerett“, ein Schülerkabarett. Das gibt es noch immer und ist – genau kann das keiner sagen – das älteste deutsche Schülerkabarett.

Toni Schmid, ehemaliger Camerloher-Schüler, über viele Jahre Mitglied im Camerett und später als Lehrer Nachfolger von Klaus Mandl selber Leiter des Cameretts, hat den Kontakt zu seinem ehemaligen Lehrer nie abreißen lassen. „Er motivierte seine Schülerinnen und Schüler in der Unterstufe zum Gedichteschreiben und ließ sie Klecksbilder entwerfen. Und so konnte jeder am Schuljahresende ein kleines Büchlein mit nach Hause nehmen“, erinnert sich Toni Schmid. Aber Klaus Mandl stellte nicht nur ein Fass voller Phantasie und Kreativität dar, sondern er war auch sehr gebildet. „Wir waren nach einer Camerett-Vorstellung außerhalb von Freising in einem Wirtshaus, in dem es eine gotische Madonna gab. Klaus Mandl konnte genau erklären und begründen, warum es sich um kein besonders wertvolles Kunstwerk handeln kann“, so Toni Schmid. „Aber er ließ sich sein umfassendes und profundes Wissen nie heraushängen. Er war stets sehr bescheiden.“ Und bei so viel Kreativität und Phantasie lag es eigentlich sehr nahe, dass Klaus Mandl im Jahre 1965 das Camerett am Camerloher-Gymnasium gründete. Im Mittelpunkt stand dabei für Klaus Mandl sein Sinn für Witz, vor allem für Sprachwitz. Diese Affinität zur Sprache rührte wahrscheinlich daher, weil Klaus Mandl aus dem donau-schwäbischen Raum stammte und mit Ungarisch, Serbokroatisch und Deutsch aufgewachsen ist. So hat Klaus Mandl auch viele Kindergedichte aus dem Serbokroatischen ins Deutsche übersetzt. „Im Krieg ist Klaus Mandl in Afrika gefangen genommen worden und ist dabei wohl auch mit Englisch in Kontakt gekommen. Das hat ihn wahrscheinlich dazu gebracht, dass er später dann auch Englisch studierte“, vermutet Toni Schmid.

Unter Klaus Mandls Regie erreichte das Camerett weit über die Grenzen von Freising und Bayern hinaus einen großen Bekanntheitsgrad. „Wir spielten von Lübeck bis Berchtesgaden in vielen deutschen Städten“, ist Toni Schmid heute noch stolz darauf, Mitglied des Cameretts gewesen zu sein. Der Bayerische Rundfunk lud das Camerett immer wieder zu Sendungen ein, beispielsweise zur Kultjugendsendung „Live aus dem Alabama“. Und auch im Bayerischen Kultusministerium hatte sich die hohe Qualität des Cameretts unter der Leitung von Klaus Mandl herumgesprochen. Selbst der damalige Kultusminister Hans Maier ließ es sich nicht nehmen, die eine oder andere Camerett-Vorstellung zu besuchen.

Für seine ganz außergewöhnlichen Verdienste erhielt Klaus Mandl das Bundesverdienstkreuz. Im Rahmen des Kulturpreises würdigte der Landkreis Freising das „Camerett“ im Jahre 1984 mit dem Förderpreis.

Klaus Mandl blieb seinem Camerloher verbunden, als langjähriges Mitglied im Förderverein, aber vor allem auch als Besucher der „Camerett“-Aufführungen. Als beim 50. Geburtstag des „Cameretts“ im Jahre 2015 viele Ehemalige aus der ersten Stunde des „Cameretts“ im Kellertheater mitfeierten und auch die eine oder andere Nummer aus der Anfangszeit zum Besten gaben, zog es auch Klaus Mandl auf die Bühne. Er ließ es sich nicht nehmen, einen eigenen Sketch zu präsentieren.

Toni Schmid hat Klaus Mandl noch vor kurzem besucht und erlebte einen Hundertjährigen, dessen Augenlicht und Gehör zwar sehr eingeschränkt waren, „aber sein Verstand war noch glasklar“, so Toni Schmid. Er konnte sich mit ihm blendend unterhalten. „Klaus Mandl war die ganze Zeit am Erzählen, vor allem wenn es ums Camerett gegangen ist.“ Für viele Schülergenerationen war Klaus Mandl prägend, auch für Toni Schmid: „Jedem jungen Menschen kann man nur wünschen, dass er im Laufe seiner Schulzeit auf einen Lehrer wie Klaus Mandl trifft.“

 

Peter Spanrad

(Das Foto zeigt Klaus Mandl 2015 beim 50-järhigen Jubiläum des „Cameretts“ im Kellertheater des Camerloher-Gymnasiums)