5775 Kilometer – dies ist laut google maps die Entfernung, die zwischen Freising und Dakar liegt. Genau eine Stunde liegt Dakar, die Hauptstadt des Senegals, zeitlich hinter Freising. Aber weder mehrere tausende Kilometer noch eine andere Zeitzone sind hinderlich für einen Austausch zwischen Kulturen und Sprachen – dank moderner Video-Chat-Sitzungen oder virtuellen Klassenzimmern.

Das Interesse an einem fremden Land, die Neugierde, eine andersartige Kultur kennen zu lernen und die Freude, sich mit Menschen über vielfältige Themen auszutauschen – all diese Motivationsgründe lassen noch so weite geographische Distanzen überbrücken. Das Camerloher-Gymnasium in Freising und das Collège Sacre-Coeur in Dakar haben sich im Februar auf einen virtuellen Austausch eingelassen. Vermittelt wurde dieser Kontakt über Herrn Samuel Fosso, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Freisinger Mitte, dessen Bruder Jurist u.a. für humanitäres Völkerrecht ist und zugleich Deutschunterricht im Collège Sacre-Coeur in Dakar erteilt. Moise Takougang kennt bereits Freising, da er vor einigen Jahren zu Besuch bei seinem Bruder war. Nach mehreren E-Mails stand für Moise Takougang und Silvia Betz ganz klar fest, dass beide Lehrkräfte einen solch gewinnbringenden Austausch unbedingt ihren Schüler*innen ermöglichen wollen.

Das Collège Sacre-Coeur ist eine katholische Schule mit drei Niveaus: Grundschule, Gymnasium und Hochschule. Es gibt 4140 Schüler und 83 Klassenräume. Rund 135 Lehrer*innen sind dort beschäftigt. Der dortige Leiter, Bruder Luc Brunette, ist ein kanadischer Ordensbrüder der Kongregation der Brüder von Sacre-Coeur. In der 7. Klasse müssen alle Schüler*innen eine Fremdsprache wählen – zur Auswahl stehen Deutsch oder Spanisch. In diesem Schuljahr haben ca. 70 Schüler*innen Deutsch gewählt, die von zwei Deutschlehrern, u.a. von Herrn Takougang, mit der materiellen und pädagogischen Unterstützung des Goethe Instituts und anderer deutschen Stiftungen (Heinrich Böll, Konrad Adenauer und Friedrich Ebert) unterrichtet werden.

In der ersten Austauschrunde besuchte Frau Betz virtuell den Deutschunterricht von Herrn Takougang an einem Samstagvormittag in den Faschingsferien. Eine Woche später berichtete Herr Takougang in einer Französisch-Stunde in der Q12 von seiner Schule, seinem Unterricht und seinem Land. Auf beiden Seiten hatten die Schüler*innen Fragen vorbereitet, die auf Französisch bzw. Deutsch gestellt und beantwortet wurden. Die virtuellen Treffen haben den Klassen die Möglichkeit gegeben, neue Perspektiven zu gewinnen und ihre interkulturellen Kompetenzen zu verbessern.

In der zweiten Austauschrunde sollen nun senegalesische und deutsche Jugendliche in virtuellen Gruppenräumen über Themen wie Kultur, verschiedene Lebensstile, Umweltschutz, Menschenrechte, Wirtschaft und Politik oder Bildung gemeinsam ins Gespräch kommen, zusammen diskutieren und voneinander lernen. Sprache und persönliche Begegnungen verbinden und bauen Brücken, die länger sind als 5775 Kilometer. Es tut gut, zu wissen, dass das Camerloher-Gymnasium neue Freunde in Dakar gefunden hat.

Silvia Betz