In einer Zeit, die immer mehr von Hektik, Stress und Lärm geprägt ist, braucht es einen Kontrapunkt. Das dachten sich Schülerinnen und Schüler des Camerloher-Gymnasiums. Sie planten und organisierten im Schulgebäude deshalb einen Raum der Stille im Rahmen eines P-Seminars. Am vergangenen Dienstagabend fand die feierliche Einweihung mit Segnung der christlichen Kirchen und der Islamischen Gemeinde statt.

Schulleiterin Andrea Bliese übernahm die ehrenvolle Aufgabe, das rote Band zum Raum der Stille zu durchschneiden. Sie berichtete, dass Kursleiterin Daniela Görlich-Kunert schon seit vielen Jahren die Idee mit sich getragen habe, mit einem P-Seminar einen Raum der Stille einzurichten. „Das war gar nicht so einfach. Man muss ja dafür ein Klassenzimmer opfern“, war freilich Andrea Bliese von Anfang an davon überzeugt, dass es in einer Schule einen solche Raum brauche. „Es war dann nicht so einfach, das Landratsamt, unseren Sachaufwandsträger, davon überzeugen, dass so ein Raum auch mit einem Teppichboden ausgestattet sein muss“, so Bliese, die die Hartnäckigkeit der Schülerinnen lobte.

In ihrer Begrüßung bedankten sich Elisa und Sophie Zeilhofer bei den vielen Sponsoren, ohne die das Projekt nicht hätte umgesetzt werden können. „Wir danken vor allem auch unserer Schulleiterin, Frau Bliese, die von Anbeginn hinter dem Projekt stand.“ Stefanie Peisker und Ebru Sari erläuterten die Idee und die Aufgabe des Raumes der Stille. „In der Hektik des Schulalltages soll dieser Raum ein Kontrapunktpunkt sein.“ Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte sollen sich in diesen Raum zurückziehen können für vertrauensvolle Gespräche oder für Meditation, aber auch für Trauerarbeit. Wichtig war den Schülerinnen und Schülern, dass dieser Raum ein Gebetsraum für alle Religionen sein solle. So wird in den kommenden Wochen dieser Raum beispielsweise für die morgendliche Adventsmeditation genutzt werden. Die Schülerinnen und Schüler können sich auch gut vorstellen, dass der Raum auch für meditative Schulstunden oder auch kurz vor Schulaufgaben aufgesucht wird, um sich zu entspannen und zu konzentrieren. „Er soll aber kein Ausweichklassenzimmer sein“, betonten die Schülerinnen und Schüler.

Deshalb ist der Raum der Stille so ausgestattet worden, dass er nicht mehr an ein Klassenzimmer erinnert. Und es gibt ganz klare Regeln. Die Schuhe müssen beispielsweise ausgezogen werden, bevor man den Raum betritt. Er ist kein Raum für Hausaufgaben.

Dem P-Seminar war es sehr wichtig, dass der Raum auch gesegnet und geweiht wird. Dazu hatten die Schülerinnen den neuen Dekan Christian Weigl von der Evangelischen Kirche, Gemeindereferentin Sabine Moosheimer vom katholischen Pfarrverband St. Korbinian und Imam Cemil Sever von der Islamischen Gemeinde eingeladen. Sie zeigten sich von der Idee und der Umsetzung durch das Seminar tief beeindruckt. Christian Weigl und Sabine Moosheier sprachen ein Segensgebet und Cemi Sever rezitierte aus dem Koran. Mesut Ünal von der Islamischen Gemeinde Freising bedankt sich ausdrücklich für die Einladung. „Ich wünsche mir, dass sich andere Schulen das als Vorbild nehmen. So ein Raum der Stille gehört in alle Schulen.“

Alle Beteiligten hoffen nun, dass dieser Raum der Stille von allen Mitgliedern der Schulfamilie gut angenommen werde und dass er auch Bestand habe, wenn die Schülerinnen und Schüler des P-Seminars nach ihrem Abitur im Juni die Schule verlassen haben. Schulleiterin Andrea Bliese ist sich jedenfalls sicher, dass dieser neue Raum auch auf Dauer eine Erfolgsgeschichte sein werde.

Kursleiterin Daniela Görlich-Kunert bedankte sich bei den drei Geistlichen und vor allem auch bei ihrem Seminar für die ausgezeichnete Zusammenarbeit.

Schülerinnen und Schüler des P-Serminars:Laura Kinshofer, Lucia Kromer, Luisa Mayr, Mieke Neumann, Stefanie Peisker, Srai Ebru, Charlotte Schieder, Bartholomäus Schlüter, Konstantin Schulte, Sophie Stolz, Anna Stragies, Elsa Zeilhofer, Sophie Zeilhofer, Nathalie Zielke, Nina Zitzelberger. Seminarleiterin: Daniela Görlich-Kunert. sp

 

Eröffnung Raum der Stille

von Stefanie Peisker

Eine ganz besonders besinnliche Stimmung herrschte bei der Eröffnung des Raums der Stille am vergangenen Dienstag, den 26. November 2019. Nachdem die fünfzehn Schüler und Schülerinnen des P-Seminars „Raum der Stille“ über ein Jahr mit der Planung und Gestaltung dieses ganz besonderen Raumes verbracht hatten, wurde er nun offiziell eröffnet. Durch den Abend führten Sophie und Elisa Zeilhofer. Die Feier begann mit einer Präsentation von Stefanie Peisker und Ebru Sahin, in der die Symbolik, die Ausstattung und das Nutzungskonzept vorgestellt wurden und den Sponsoren gedankt wurde. Dann durfte Frau Bliese das rote Band vor dem Raum unter Blitzlichtgewitter der Fotografen durchschneiden.

Im Raum der Stille wurden die Gäste, zu denen vor allem Lehrer, Sponsoren, Religionsvertreter und das Direktorat zählten, mit gefühlvoller Musik von Marieke Neumann und Simon Schwarzl in Empfang genommen. Anschließend richtete Luisa Mayr ein paar Worte an die Gäste über den Raum als Frei-Raum für alle Schüler und Lehrer. Frau Moosheimer von der katholischen Kirche hatte Zitate über die Bedeutung von Stille mitgebracht und auch der evangelische Dekan Weigelt hielt eine persönliche Ansprache über die Erfahrungen des Seminars bei der Einrichtung des Raumes. Nach einem Segengebet der christlichen Vertreter sprachen die Vertreter der muslimischen Gemeinde ihre Glückwünsche aus und es folgte eine beeindruckende Koranrezitation durch den extra angereisten Imam. Mit einer weiteren musikalischen Einlage endete die offizielle Einweihung im Raum und die Gäste hatten noch die Möglichkeiten, ganz persönliche Wünsche für die Schulfamilie und den Raum der Stille an der „Wand der Wünsche“ zu hinterlassen.

Bei köstlichen Snacks und einer Diashow über den Entstehungsprozess des Raums fand der besinnliche Abend noch einen schönen Ausklang.

Seit Mittwoch, 27. November 2019, ist der Raum der Stille nun für alle Schüler und Schülerinnen und die Lehrerschaft geöffnet und wird durch die Adventsmeditationen, die jeden Donnerstag im Advent um 7:40 Uhr stattfinden direkt aktiv genutzt werden.