„Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“: Gerne möchten wir sagen können, am Camerloher gibt es keinen Rassismus, es wird jede und jeder akzeptiert und niemand urteilt über den anderen. Und dies umso mehr, da das Camerloher seit Januar 2021 in das Netzwerk der „Schulen ohne Rassismus“ aufgenommen ist. Doch welche Gemeinschaft kann schon von sich behaupten, vorurteilsfrei zu sein?

Und deswegen startete die „Aktionsstunde“ zur Sensibilisierung zu Rassismen und Diskriminierung jeglicher Art gemeinsam mit unserem Ehrengast, Landrat Helmut Petz, mit dem sehr kritischen Song „Grenzen“ der Künstlerin Dota. Darin geht es um Grenzen unterschiedlichster Form – um Ländergrenzen, Meere, Mauern und Stacheldraht. Und es geht noch um andere Grenzen, die weniger physisch sind, aber vielleicht noch stärker das kooperative Miteinander verhindern: Es geht um die Grenzen in unserem Kopf. Denn genau da beginnt Rassismus.

Mit dem im Grundgesetz verankerten Artikel 1 zu der Unantastbarkeit der Menschenwürde ist auf der politischen Ebene eine Basis für ein demokratisch-friedvolles Zusammenleben gesichert. Darauf wies Landrat Petz in seiner Ansprache hin. Aber da dies eben nur die Theorie ist, findet auf der Ebene des Landkreises eine Vernetzung der Courage-Schulen statt. Und es gibt auch einen neu gegründeten Integrationsbeirat, der sich für eine gleichberechtigte Teilhabe aller Menschen an gesellschaftlichen Möglichkeiten einsetzt. „Wir wollen allen Menschen im Landkreis eine Stimme geben“, sagt energisch und überzeugt Laura Akkaya, eine Vertreterin des Integrationsbeirats. Ihre Motivation für die Arbeit zieht sie aus der Migrationsgeschichte ihrer Familie und eigenen Diskriminierungserfahrungen, insbesondere auch im schulischen Umfeld.

Mit Hilfe eines kleinen Experiments veranschaulichten die beiden Sprecherinnen auf Schülerseite, dass wir doch alle aus dem gleichen Holz geschnitzt sind, egal woher wir kommen, welchem Glauben wir anhängen oder welche sexuelle Orientierung wir haben. Die Schülersprecherin Katharina Suchanek (Q11) und die Sprecherin des SoR-SmC-Arbeitskreises Helena Franck (10c) zeigten der versammelten Schülerschaft und den Gästen drei Schokoküsse mit unterschiedlicher Glasur: Vollmilchschokolade, Zartbitterschokolade und weiße Schokolade. Beim Aufschneiden der drei Süßigkeiten erkennt man aber ganz klar, dass der Zuckerschaum immer derselbe ist.

Die Aktionsstunde zum Auftakt der Internationalen Wochen gegen Rassismus erinnert uns daran, dass wir alle in unserer Unterschiedlichkeit und Individualität doch auch sehr gleich sind in unseren Träumen und Wünschen, Stärken und Schwächen. Sie erinnert aber auch daran, dass viele Menschen nicht wirklich gleichberechtigt sind oder gegen Vorurteile ankämpfen müssen. Das verdeutlichen in prägnanter Eindringlichkeit Plakate der Schülerinnen und Schüler aus dem Kunstkurs in der Q12. Sie rütteln wach und rufen auf, darüber nachzudenken, wo Grenzen in unseren Köpfen noch abgebaut werden müssen.

Mit der Freiheitsballade „Stand up“ von Cynthia Erivo entlässt die eigens für diese Aktionsstunde gegründete Band das Publikum hinaus in den Pausenhof. Dort können im Vorbeigehen die Gedankenfahnen gelesen werden, die im Religions- und Ethikunterricht entstanden sind und die Wünsche für ein friedvolles Zusammenleben versinnbildlichen. Dies verdeutlichet auch das Motiv auf den für diesen Anlass produzierten Jutetaschen: Das Camerloher-Logo verwoben mit einem klaren Bekenntnis zu einem couragierten Auftreten und Sich-Einmischen, wo auch immer Ausgrenzung passiert.

„Mach mit und misch dich ein!“ – Das diesjährige Motto der Internationalen Wochen gegen Rassismus soll intensiv nachwirken – im Auge, im Ohr, im Kopf und im Herz!

 

Silke Hatzinger