Besuch von Regionalbischöfin i.R. Susanne Breit-Keßler im Religionsunterricht der 8. Klassen - Am 2. Februar erlebte die evangelische Religionsgruppe der 8. Klassen eine ganz besondere Unterrichtsstunde. Zum Abschluss der Unterrichtseinheit zur Reformation hatte sie spontan die ehemalige Regionalbischöfin des Kirchenkreises München und Oberbayern Susanne Breit-Keßler eingeladen.

Frau Breit-Keßler, die auch Projektpatin des Camerloher-Gymnasiums für das Programm „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ ist, sagte das Gespräch mit ihren „Projektpatenkindern“ gerne zu und bot dafür gleich die unmittelbar folgende Unterrichtsstunde an. Kurs und Lehrerin stellte das durchaus vor logistische Herausforderungen, hatten wir doch keinerlei Zeit mehr für eine differenzierte Vorbesprechung in der Gruppe. Aber Camerloher können das! Dank technischer Unterstützung und engagierter Vorbereitung daheim konnten wir pünktlich in einen sehr lebhaften Austausch gehen.

Das Themenfeld war breit aufgestellt: Zunächst ging es um den persönlichen Werdegang von Frau Breit-Keßler und um die Aufgaben einer Bischöfin, damit zusammenhängend dann um das Amtsverständnis in der evangelischen Kirche. Gefragt wurde nach persönlichen Erfahrungen der ersten Frau in einem Bischofsamt in Bayern ebenso wie nach den Gründen dafür, dass trotz einer deutlichen Mehrheit weiblicher Theologie-Studierender anteilig nur wenige Frauen in leitenden Ämtern zu finden sind. Dann führte das Gespräch zu wichtigen Erkenntnissen der Reformationszeit und zu den Unterschieden zu anderen Konfessionen. Die Anfrage, ob die Referentin sich schon einmal gewünscht hätte, katholisch zu sein, führte schlicht zu der Antwort „Nö!“. In der weiteren Diskussion gab sie aber dann doch zu, dass sie sich gelegentlich für die evangelische Kirche die festlichen Liturgien der katholischen Kirche wünschen würde. „Wer in die Kirche geht, braucht auch etwas für die Seele!“

Im zweiten Teil der Veranstaltung wurde es noch einmal deutlich persönlicher: Auf beiden Seiten ging es sehr offen um konkrete Glaubensfragen, um Rückhalt im Leben auch in schwierigen Situationen, um die Motivation zur Konfirmation, um Freiheit von Entscheidungen  und vieles mehr, das (nicht nur) für Jugendliche auf der Suche nach ihrem eigenen Lebensweg wichtig sein kann. Thematisiert wurde schließlich auch aktueller Reformbedarf in der Kirche mit Blick auf deren Zukunft, ganz im Sinn von Luthers Postulat einer „ecclesia semper reformanda“. Die Forderung der früheren Bischöfin war ebenso simpel wie überzeugend: Deutlich weniger langwierige Sitzungen zu organisatorischen und strukturellen Fragen, dafür mehr Spiritualität und vor allem (oder genau deswegen) mehr Zuwendung zu den Menschen. Frau Breit-Keßler ermutigte zum Abschluss die Schülerinnen und Schüler vehement, ihren eigenen individuellen Glaubensweg zu finden, auch im lebendigen Austausch mit anderen.

Wir danken herzlich für diese höchst motivierende und aufschlussreiche Stunde!

 

Andrea Bliese