Als Zivilist hat man wenig Einblick in die Tätigkeiten der Bundeswehr. Es war daher ein großer Gewinn, als Herr Hauptmann Benjamin Bartels von den Jugendoffizieren der Bundeswehr bei seinem Besuch am 21.10.24 den Schülerinnen und Schülern der diesjährigen Q12 (G9) die Möglichkeit zum Perspektivwechsel bot und für Fragen und Diskussion zur Verfügung stand.

Nach einer kurzen persönlichen Vorstellung und einem Austausch darüber, was Sicherheit für die Schülerinnen und Schüler der Oberstufe bedeutet, beleuchtete Hauptmann Bartels verschiedene Aspekte der Arbeit der Bundeswehr im Kontext der aktuellen Sicherheitslage. Themen waren dabei der Krieg als Lebensrealität sowie die Herausforderungen der deutschen Sicherheitspolitik, wie beispielsweise die Migration und der Klimawandel. Bartels erläuterte den Zuhörenden die Refokussierung der Bundeswehr, als er auf die Aufgaben der Bundeswehr als Parlamentsarmee einging – von einer „Zeitenwende“ ist in der Politik die Rede. Bartels informierte anschließend über die Rolle der Bundeswehr in der Landes- und Bündnisverteidigung und unterstrich dabei insbesondere die Bedeutung des internationalen Verteidigungsbündnisses der NATO und der Europäischen Union, deren Artikel 42 gegenseitige Unterstützung im Angriffsfall gewährt – konkreter und stärker als der bekanntere Artikel 5 der NATO. Bartels betonte die Notwendigkeit der EU, sich selbstbewusst zu positionieren und nicht auf die Unterstützung der USA zu verlassen.

Nach einer kurzen Pause, in der einige Schülerinnen und Schüler mit Fragen an Hauptmann Bartels herantraten, thematisiert er den Auftrag der Bundeswehr genauer. Konkret ging es um den sogenannten OPlan (Operationsplan) der Bundeswehr. Knapp 35 Jahre nach Beendigung des Kalten Krieges stellen wir fest, dass sich der dauerhafte Frieden in Europa nicht verfestigt hat. Der OPlan garantiert in erster Linie eine ausgeklügelte Informationsvernetzung, die im Verteidigungsfall wichtig sein wird. Aktuell stünden ca. 184.000 aktive Soldatinnen und Soldaten, sowie ca. 50 – 60.000 Reservisten für eine Gesamtbevölkerung von 83 Millionen bereit. Daher sei im Ernstfall die gesamte Gesellschaft gefordert, wie beispielweise die Feuerwehren und die sanitären Dienste. Die sicherheitspolitischen Herausforderungen würden nicht weniger und es sei daher wichtig darüber zu sprechen.

Bartels stellte im Anschluss drei Auslandseinsätze und Missionen der Bundeswehr vor. In einem Video sahen die Schülerinnen und Schüler Bilder aus dem vergangenen Afghanistan Einsatz, in dem ein Soldat seine Eindrücke schilderte. Als aktuelle Mission stellte Bartels die Operation ASPIDES im roten Meer vor, die v.a. Handelsschiffen Schutz in der umkämpften Region gewähren soll. Eine zukünftige Mission der Bundeswehr ist die Brigade Litauen, die ab 2027 eine dauerhafte Stationierung deutscher Soldatinnen und Soldaten in Litauen vorsieht. Bartels betonte an dieser Stelle die Notwendigkeit sich stark gegenüber Russland zu positionieren.

Bartels beendete seine Ausführungen mit einem Apell an die Zuhörenden. Die Heranwachsenden sollen mutig für sich selbst einstehen und erkennen, dass sie die Welt beeinflussen können, wenn sie sich engagieren.

Im Anschluss blieben noch einige Minuten, um Fragen aus dem Plenum zu beantworten. Interessant war die Antwort auf die Frage eines Schüler, wie verteidigungsfähig Deutschland denn nun sei. Bartels räumte ein, dass Deutschland auf Unterstützung angewiesen und eine alleinige Verteidigung des Landes unmöglich sei und betonte nochmals die Bedeutung staatenübergreifender Bündnisse.

StRin Felicity Steffan