Drei Szenen aus der digitalen Realität gegriffen: Die 15-jährige naive Melanie schickt ihrem vermeintlichen Freund im Zauber der ersten Liebe ein Oben-ohne-Foto, der politisch engagierte und strebsame 16-jährige Mo mit Migrationsgeschichte muss sich aufgrund seiner Biographie gegen Anfeindungen aus dem Netz erwehren, der 14-jährige einsame Martin lernt, dass sich Zuwendung mit populistischen Parolen im Netz viel leichter generieren lässt, als wahre Freunde im wirklichen Leben zu finden.

Die Biographien dieser drei jungen Menschen bilden die Grundlage für das Theaterstück „#HASS – Hauptsache Radikal“ mit dem das Junge Theater Augsburg am Dienstag, den 05. Juli 2022 am Camerloher gastierte. Die drei Geschichten zeigen auf, wie über die schnelle Verbreitung von Beiträgen in sozialen Netzwerken, das bewusste Platzieren von Beleidigungen und Hass im Netz, die Entwicklung von Jugendlichen nachhaltig negativ beeinflusst werden kann. Entstanden sind diese in Schreibwerkstätten mit jungen Menschen: autobiographische Erlebnisse sowie auch Rechercheergebnisse aus der Forschung zum online-Verhalten von Jugendlichen flossen in die inhaltliche Konzeption des Präventionsstückes ein, für das die Kinder- und Jugendstiftung Aufwind der Stadtsparkasse Augsburg das Stück ausgezeichnet hat.

Nach dem in der Aula dargebotenen Theaterstück erfolgte für die Schülerinnen und Schüler der 9. Jahrgangsstufe eine Aufarbeitung und Vertiefung des Gesehenen unter der Anleitung von Theaterpädagogen. Die drei Biographien von Melanie, Mo und Martin wurden analysiert, es wurde nach „Kipppunkten“ gesucht, in denen sich ihr online-Verhalten zum für sie Negativen entwickelt, wie diese ausgelöst worden sind und was diese Wendepunkte hätte verhindern können. Somit wurde den jungen Leuten indirekt ein Instrumentarium an Handlungsmöglichkeiten verdeutlicht, wie kritische online-Situationen gemeistert werden können und wie das Umfeld sensibilisiert und aktiviert werden kann, wenn sich Freundinnen oder Freunde zu stark in online-Welten zu verlieren scheinen.

Das Camerloher dankt dem Jungen Theater Augsburg für das facettenreiche Theaterstück und die wertvolle Aufarbeitung in den Schüler-Workshops. Ein ganz herzlicher Dank ergeht an den Elternbeirat und den Förderverein des Camerloher Gymnasiums, ohne deren finanzielle Unterstützung das Projekt nicht hätte gestemmt werden können! – Vielen Dank für einen unterhaltsamen und erkenntnisreichen Vormittag!

Silke Hatzinger