Das Karwendelgebirge, 30 Schüler, 6 Tage, 75 Kilometer und 7500 Höhenmeter - ein großes Abenteuer und einmaliges Erlebnis für das P-Seminar Wandern aus den Fachschaften Sport und Biologie des Camerloher-Gymnasiums in Freising. Ein Jahr lang bereiteten sich die wander- und naturbegeisterten Schülerinnen und Schüler unter der Leitung der Lehrer Jochen Meyer und Nikita Neidiger auf die Durchführung ihres Projekts vor, das vom 30. Juni bis 5. Juli stattfand.

Auf der Probewanderung zur Freisinger Hütte am Setzberg im Herbst letzten Jahres konnte die Gruppe bereits erste gemeinsame Wandererfahrungen sammeln und bekam somit einen Vorgeschmack auf die große Wanderung am Ende des Schuljahres. Mit Blasen an den Füßen, Muskelkater in den Beinen, aber einem Lächeln im Gesicht, kamen alle nach zwei Tagen wieder zurück und freuten sich schon umso mehr auf das Karwendelgebirge.

Die zahlreichen weiteren Treffen des P-Seminars wurden neben Berufsorientierung unter anderem für einen Besuch von dem Kinderarzt Dr. Ludwig Bscheider genutzt, der auch bei der Wanderung als medizinische Betreuung mit dabei war. Als erfahrener Bergsteiger gab er viele hilfreiche Tipps für die richtige Ausrüstung und bereitete die Schüler so optimal auf das Packen ihrer Wanderrucksäcke vor. In Kleingruppen aufgeteilt widmete man sich außerdem den verschiedenen Planungsbereichen, damit die Wanderung gelingen konnte. Unter anderem gab es die Routenplaner, ein Sponsorenteam, eine Mediengruppe und eine Pressegruppe. Von Anfang an waren alle Teams bei der Organisation gefragt und bald waren Sponsoren gefunden und die Route stand fest.

Ende Juni wurde es dann spannend: Die Vorbereitungen liefen auf Hochtouren, letzte Regenjacken und Rucksäcke wurden gekauft.Am 30. Juni wartete dann frühmorgens der Bus auf die aufgeregten Schüler und brachte sie nach Pertisau, wo die Durchquerung des Karwendelgebirges nach Mittenwald startete. Die Tour begann zunächst mit einem Aufstieg auf die Lamsenjochhütte. Die nächste Etappe führte dann zur Falkenhütte, von wo aus es über den kleinen Ahornboden zum Karwendelhaus weiterging. Dort verbrachte das P-Seminar nach einer Tagestour zur Östlichen Karwendelspitze noch eine weitere Nacht. Die letzte Station im Gebirge war dann die Hochlandhütte, anschließend ging es am nächsten und letzten Tag zurück ins Tal.

Der erste Zwischenfall ereignete sich bereits nach nur zwei Stunden Wanderung, als eines der meist gefürchteten Szenarien passierte: Der Wanderstiefel einer Schülerin hatte die komplette Schuhsohle verloren! Notdürftig wurde der Schuh mit Panzertape versorgt, doch jedem war klar, dass dies keine Lösung sein konnte. Frau Forster, die die Gruppe als weibliche Begleitung unterstützte, stieg darum mit der Schülerin wieder ins Tal ab, um neue Schuhe zu kaufen, während der Rest der Gruppe sich an den Aufstieg zur ersten Hütte machte. Nicht nur am ersten Tag warteten anstrengende Etappen auf die Wanderer und die Freude über Verschnaufpausen war groß. „Manchmal ist man schon an seine Grenzen gekommen und konnte einfach nicht mehr, doch durch die Worte der anderen wurde man immer wieder motiviert und verlor nie die gute Laune“, findet die Schülerin Daniela Grepmair.Eine andere Herausforderung, der sich das Seminar stellen musste, war das Wetter. Auf matschigen Pfaden und in strömendem Regen bis hin zu Schnee fühlten sich die Rücksäcke und die Beine besonders schwer an. Auch die niedrigen Temperaturen oben in den Bergen waren teilweise überraschend, hatte man doch Sonnenschein und Wärme erwartet. Dennoch machte man immer das Beste aus allen Situationen. Statt sich auf der Tagestour zur Östlichen Karwendelspitze über feuchte Klamotten und nebelige Aussichten zu beschweren, war die Freude groß, die Schneefelder nahe des Gipfels hinunterzurutschen und somit die diesjährige Ski-Saison einzuleiten. „Auf dieser Tagestour war wirklich alles mit dabei“, erinnert sich Magdalena Kistler begeistert, „von steilen Wegen durch Geröllfelder über Klettern an den Felsen bis hin zu Schneeballschlachten. Ein richtiges Abenteuer!“

Trotz oder gerade wegen der ein oder anderen Herausforderung waren alle von der vielfältigen Berglandschaft des Karwendelgebirges beeindruckt. Auf der Etappe über den kleinen Ahornboden wurde diese den Schülern von einem Experten, Anton Heufelder, Mitarbeiter des Naturparks Karwendel, näher gebracht. Herr Heufelder erzählte dem Seminar Interessantes und Wissenswerteszum Naturpark, zur Umgebung und zu Pflanzen und Tieren, die einem dort begegneten. Weitere Highlights, an die sich alle mit Freude zurückerinnern werden, waren das Beobachten der wilden Gämsen und Murmeltiere in der kargen Felslandschaft des Gebirges und das Baden in der Ursprungsisar. „Mein persönliches Highlight waren die Sonnenuntergänge und die gemütlichen Abende auf den Hütten“, erzählt Julia Betz. „Auch etwas ganz Besonderes war der Zusammenhalt unserer Gruppe“, ergänzt Jessica Busch, eine weitere Teilnehmerin des Seminars, „alle haben sich immer gut verstanden und waren füreinander da.“Aber auch Musik und Kultur durften bei der Fahrt des musischen Gymnasiums natürlich nicht fehlen. Geweckt wurden die Schüler jeden Morgen mit lieblichen Trompetenklängen und am letzten Tag fand abschließend ein Besuch im berühmten Geigenbaumuseum in Mittenwald statt. Allerdings hatte man sich in den Bergen so wohl gefühlt, dass die Zivilisation sich für manch einen gar nicht mehr vertraut anfühlte.

Worauf sich nach 6 Tagen Wandern alle daheim freuten? Warme Duschen.Weiche Matratzen. Eigene Zimmer und frische Wäsche. Und auf ein anderes Mittagessen als Wurstbrot und Äpfel.
Aber: Was jetzt jeder aus dem Seminar vermisst? Die frische Bergluft. Die Blumenwiesen und schroffen Felswände. Die atemberaubenden Ausblicke. Das Gefühl der Freiheit, wenn man so hoch über allem und so weit weg von allem ist. Den Stolz, wenn man die anstrengende Tour geschafft und sein Ziel erreicht hat. Das Karwendelgebirge, das alle beeindruckt, überrascht und fasziniert hat, das für diese Woche eine Heimat war und allen ans Herz gewachsen ist.

Auf dieser Wanderung, da sind sich alle Teilnehmer des Seminars einig, haben sie nicht nur viel erlebt, sondern auch gelernt. „Ich habe so viele schöne und wertvolle Erfahrungen gemacht, von denen ich viele nie vergessen werde!“, ist sich Franziska Kislinger sicher. Die 6 Tage im Karwendelgebirge haben alle verändert, wie auch die Bergsteigerlegende Peter Habeler bereits feststellte: "Ich gehe auf einen Gipfel und wenn ich wieder runter komme, bin ich ein anderer Mensch." Man lernt die Natur und die Berge lieben und schätzen und ist stolz darüber, dass man jeden Meter, jede Strecke, jeden Tag durchgezogen und glorreich gemeistert hat. Und man ist glücklich wegen all den Erlebnissen und Erfahrungen, die man auf dieser Wanderung erleben und machen durfte.

Am 14. November 2017 veranstaltet das P-Seminar um 19. 00 Uhr einen Präsentationsabend, an dem die Schülerinnen und Schüler bei kulinarischer Verpflegung und musikalischer Untermalung von der Wanderung und ihren Erfahrungen berichten werden. Dazu sind Sie ganz herzlich eingeladen!