Bereits zum vierten Mal besuchen Schülerinnen und Schüler von der Edinburgh Academy das Camerloher-Gymnasium.
„Servus“ und „Welcome“ hieß es am späten Nachmittag des 06. Oktober am Münchner Flughafen, als acht Schülerinnen und Schüler gemeinsam mit ihren Eltern die schottischen Austauschschüler mit ihren Lehrkräften Jonny McBride und Katharine Turner in Empfang nahmen. Nach einem ersten Abend des Kennenlernens in den Gastfamilien wurden Alix, Daisy, Euan, Thomas, Evan, Niall-Angus, Rory und Christian am nächsten Tag am Camerloher von der neuen Schulleiterin Katharina Willimski begrüßt und von ihren Austauschpartnern am Camerloher herumgeführt. Unterricht in der deutschen Sprache noch dazu in den unterschiedlichsten Fächern – das ist durchaus herausfordernd für die jungen Schotten, die erst im zweiten Jahr Deutsch lernen. Doch neben der Schule erwartete die schottischen Gäste ein abwechslungsreiches Ausflugsprogramm, das ihnen Freising und Bayern näherbringen sollte.
Am Dienstagnachmittag ging es vom Camerloher in die Stadtmitte: Ganz offiziell wurden die Schotten von Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher im großen Sitzungssaal des Rathauses begrüßt. Er informierte die Schüler über die 1300-jährige Geschichte der Stadt Freising, verwies auf die vielen Partnerstädte von Freising und hob den europäischen Gedanken hervor. Mit diesem Wissen konnten sich die jungen Leute gleich anschließend auf eine Erkundungsrallye durch Freising machen. Gemeinsam mit ihren Austauschpartnern streiften sie vom Marienplatz durch die Fußgängerzone, verweilten ein bisschen an der Moosach, erklommen den Domberg und marschierten nach Weihenstephan – die älteste Brauerei der Welt interessiert Jung und Alt aus aller Welt!
Zu Bayern gehören die Berge, das weiß jeder! Dass wir mit dem Chiemsee aber auch ein „bayerisches Meer“ haben, hat die Schotten dann doch überrascht! Es traf sich gut, dass der Ausflug zum Chiemsee und nach Herrenchiemsee am sonnigsten Tag der Woche stattfand. Bei der Überfahrt mit dem Boot erstrahlten die Berge im Sonnenschein, ein laues Lüftchen wehte und beim kurzen Spaziergang über die Insel zum Schloss Herrenchiemsee konnten die Jungs auch den mitgebrachten Fußball hin- und herschieben. Bei der Führung durch das Schloss blieb der Ball im Rucksack – viel zu wertvoll ist schließlich das ganze Interieur in den Prunkräumen, das König Ludwig nach dem Vorbild von Versailles schaffen ließ. Augen und Ohren der Jugendlichen wurden immer größer, als Räume und Säle im Schloss immer prachtvoller wurden und sie schließlich erfuhren, dass „mad King Ludwig“ letztendlich nur zwölf Tage auf Herrenchiemsee verbracht hat.
Donnerstag und Freitag waren die Schotten und ihre deutschen Austauschpartner vormittags wieder im Unterricht, nachmittags standen Ausflüge nach München und Landshut auf dem Programm. Ein Highlight des Austauschs ist immer der Freitagabend – mit Dirndl und Lederhose wurden bayerische Volkstänze, wie die Krebspolka oder das Schwarzwaldmandl, eingeübt und dann vor der versammelten Elternschaft unter viel Applaus zur Aufführung gebracht.
Das Wochenende verbrachten die schottischen Gäste in den Familien mit den Austauschpartnern. Auch da standen viele Aktivitäten auf dem Programm: Golfen und Eislaufen, ein Besuch der Therme Erding oder ein Wanderausflug zum Wallberg. Und wie staunten da doch die anderen Wanderer, als plötzlich die Klänge eines Dudelsacks über den bayerischen Wolken zu hören waren! Daisys Dudelsack leitete auch den Schlussakkord der Woche mit den Schotten beim „Bunten Abend“ ein. Das heitere Zusammenkommen am Sonntagabend gibt Eltern und Jugendlichen immer Gelegenheit in den Austausch zu kommen und Erfahrungen zu teilen. Denn am Montag hieß es dann schon wieder Abschied nehmen – eine Woche voller Gespräche, Erlebnisse, Kennenlernen von anderen Menschen und deren Gewohnheiten, dem Zurechtkommen in der Fremdsprache und das Sich-Einstellen auf einen zunächst fremden Menschen, der aber schnell in Familie und Freundeskreis integriert war, ging zu Ende.
Wir alle, die wir am Austausch beteiligt waren, erlebten in „real life“, wie wichtig der Blick über die eigene „bubble“ hinaus ist und dass ein Schüleraustausch bei jungen Menschen den Grundstein für Neugier, Offenheit und Toleranz für den anderen legen kann. Denn es gibt kaum etwas, das wichtiger wäre in unserer von Kriegen gezeichneten Welt. Darauf verwiesen auch Schulleiterin Katharina Willimski und OB Eschenbacher, als sie die Schotten die Woche zuvor begrüßt hatten. Ein Schüleraustausch ist gelebte Völkerverständigung!
Und so danken wir allen, die diesen Austausch ermöglicht haben: Allen voran unseren beiden Schulleiterinnen Katharina Willimski und Hanne Singer, der Fachschaft Englisch, insbesondere Michael Hollstein für die Führung der Schotten in München, Gabi Forster für die charmante Einführung in die Volkstänze, und Peter Spanrad für die Fotos beim Bürgermeister.
Am Montagnachmittag hieß es dann „Pfiat’s eich“ und „Good bye“: Sophie, Sarah, Lea, Leni, Noah, Leo, Moritz und Georg winkten zum Abschied – allerdings mit dem schönen Wissen, dass es im März ein Wiedersehen in Edinburgh geben wird. „So long and see you soon, our Scottish friends!“
Silke Hatzinger und Gerti Pöppel