Spannend und wertvoll für die Studien- und Berufsorientierung war der Uni-Tag des W-Seminars „Heilige und Hexen: Frauenpersönlichkeiten in der katholischen Kirche“ des Camerloher-Gymnasiums Freising. 14 Schülerinnen und Schüler aus der Q11 besuchten mit ihrem Lehrer Thomas Gottfried die Katholisch-Theologische Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München, um sich vor Ort ein Bild vom Theologiestudium zu machen und mit Wissenschaftlern und Studierenden zu sprechen; sogar eine Vorlesung im Fach Fundamentaltheologie durften die Oberstufenschüler besuchen.

Den Professor in die Mitte genommen: Das W-Seminar „Heilige und Hexen“  mit Professor Schärtl-Trendel (5.v.li.) und ihrem Lehrer Thomas Gottfried (ganz links) (Foto: Jolanda Haberfeld)

Zunächst traf sich die Gruppe mit Ferdinand Müller, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Kirchengeschichte des Mittelalters und der Neuzeit; der im Lichthof der LMU Allgemeines zur deutschen Universität und Historisches zur LMU erklärte. Schon hier wurde das große Interesse deutlich, als eine Schülerin neugierig fragte, weshalb ein Medusakopf als Mosaik im Boden abgebildet sei. Sofort hatte Herr Müller die Antwort parat und uns wurde bewusst, dass die Idee der europäischen Universität in einem umfassenden, vielfältigen Bildungsverständnis besteht, in dem auch der Mythos seinen festen Platz hat.

Anschließend durften wir in einem typischen Uni-Seminarraum Fragen zum Thema „Theologiestudium“ und vor allem zu unseren Seminararbeitsthemen stellen. Bereits hier hatte sich der Weg nach München gelohnt, da wir schon nach kurzer Zeit einen besseren Blick für und mehr Ideen zur Weiterarbeit an unseren Themen bekamen. Es ging aber auch um die Frage nach dem Verhältnis von Glaube und Wissenschaft, nach dem Umgang mit den Schattenseiten der Kirche in Geschichte und Gegenwart sowie um die theologischen Fächer und Methoden. Leider war die Zeit doch schneller vorbei als erhofft, sodass viele Fragen offen blieben. Herr Müller war aber so nett, uns allen beim Mittagessen im Münchner Schellingsalon noch Einzelberatung zu geben – ein toller Service, mit dem wir nicht gerechnet hatten.

Dann stand eine Vorlesung mit einem echten Professor auf dem Plan. Der Fundamentaltheologe Thomas Schärtl-Trendel  behandelte in 45 Minuten das Thema „Allmacht und Allwissenheit Gottes“ und dachte zusammen mit seinen Hörern über die Frage nach, ob und unter welchen Bedingungen diese beschränkt seien; auch wenn wir sicher nicht alles verstanden hatten,  waren wir überrascht, wie interessant diese Lehrveranstaltung war und dass wir zumindest gefühlt ein bisschen folgen konnten; einige von uns zeigten sogar Interesse am Skript, das der Professor nachträglich vertraulich zur Verfügung stellte. Besonders interessant für uns war, dass man einen klaren Unterschied zwischen Schulleben und Unileben feststellen konnte, was die Stoffmenge, die Geschwindigkeit und das intellektuelle Niveau der Inhalte betraf.  

Aus dem Hörsaal ging es wieder zurück in den bereits bekannten Seminarraum, wo bereits die Studierenden Lisa Riller (Camerloher-Absolvia 2014!) und Valentin Bundschuh (beide nur wenige Jahre älter als wir!) als Vertreter der Fachschaft Katholische Theologie auf uns warteten. Im Gespräch mit den Vertretern der Fachschaft Katholische Theologie erhielten wir die Möglichkeit, Fragen zum Theologiestudium und zum Unileben im Allgemeinen zu stellen. Besonders interessant waren auch hier für uns die großen Unterschiede zwischen Universität und Schule, was zum Beispiel die viel größere Freiheit, aber auch höhere Eigenverantwortung und Selbstdisziplin beim Besuch von Lehrveranstaltungen und der häuslichen Vorbereitung betrifft. Hoffnung machte auch die Aussicht, endlich das Studienfach seines Interessens wählen zu können, auch wenn einem wie in der Schule nicht jedes Teilfach besonders interessiert – bei Herrn Gottfried soll es Kirchenrecht gewesen sein.

Nach drei Stunden hatten wir uns ein deftiges Mittagessen verdient; Herr Gottfried als erfahrener Kenner der Münchner Gastroszene führte uns in den legendären Münchner Schellingsalon, in dem seit genau 150 Jahren Generationen von Studierenden und Dozierenden unzählige Biere getrunken und Schweinsbraten vertilgt haben; doch auch für Vegetarier stand etwas auf der Speisekarte und so sammelten wir neue Kräfte bei einem gemeinschaftlichen Mahl in der Münchner Maxvorstadt.

Gut gestärkt und bestens beraten von Herrn Müller, der wegen intensiven Einzelcoachings kaum dazu kam, sein Radler und sein Schnitzel zu genießen, begaben wir uns wieder in universitäre Sphären: Das Webinar der Bayerischen Staatsbibliothek zum Thema „Recherchieren“ konnten wir in einem freien Seminarraum des Instituts für Anglistik an unseren Laptops durchführen.

Was haben wir von dieser Exkursion gehabt? Hierzu ein paar O-Töne aus dem Seminar: „Ich hätte gar nicht gedacht, dass die Theologen so nett sind“, gibt Noah unverhohlen zu. „Und so langweilig und weltfremd, wie man vielleicht denkt, scheint das Studium gar nicht zu sein“, meint Annalena. „Dass man  nicht nur als Pfarrer oder Lehrerin arbeiten, sondern auch in Medien, Politik und Wirtschaft eine Stelle  finden kann“, beeindruckt Isabella.  Auch Herr Gottfried zeigte sich sehr zufrieden: „Direkte menschliche Begegnungen vor Ort sind immer noch am wirksamsten, wenn es um Studien- und Berufsorientierung geht. Ein dickes Dankeschön an alle beteiligten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Katholisch-Theologischen Fakultät für Ihre Freundlichkeit und Offenheit!“

 

Maximilian Kring