In diesem Schuljahr wurde das älteste (oder zweitälteste) Schülerkabarett Deutschlands 60 (!) Jahre alt, weshalb die Leiterin Antje Hagn sich etwas Besonderes einfallen ließ und mit einer Zeitmaschine Vergangenheit und Gegenwart vereinte: Camerettler*innen aus den verschiedensten Jahrzehnten brachten gemeinsam Nummern auf die Bühne im Freisinger Lindenkeller.

Dabei war die Bandbreite der dargebotenen Nummern enorm: „Wer ist Schuld an der wirtschaftlichen Schieflage (also dem Brezel-Preisanstieg am Pausenverkauf auf über einen Euro)?“ fragte eine Talkrunde, in der die Lehrer-Bourgeoise schnell in den Verdacht der Mit-Verursacherin geriet. Auch unkontrollierte, illegale Einschulungen wurden verdächtigt und Zurückverweisungen an die Herkunfts-Grundschulen gefordert. (K)Eine Alternative: „Wir müssen im großen Stil durchfallen lassen!“ Auch mit dabei eine therapeutische Nummer mit Ehemaligen, die sich einfach nicht vom Camerloher lösen können. Da konnte auch Felix alias Lix samt Sportlerstirnband mit seinem Mantra „Nicht alle waren am Camerloher und das ist völlig okay.“ am Ende des Tages nichts ausrichten.

Eine "echte" Talkrunde mit Ehemaligen brachte eindrücklich hervor, warum das Camerett eine feste Institution am Camerloher und davon nicht mehr wegzudenken ist, bietet es doch jungen Menschen Möglichkeitsräume und des Über-sich-Hinauswachsens mit ihren selbst geschriebenen Nummern. Dabei wurde auch dem Vater des Cameretts Klaus Mandl und seinem Nachfolger Günter Frenzel gedacht, der das Schülerkabarett über 30 Jahre leitete.

Eine Nummer, die sich durch den gesamten Kabarettabend zog: Märchenfiguren beim Therapeuten – mit mehr oder weniger Erfolg:  So entschloss sich etwa der Wolf, an seinem Image zu arbeiten und fortan vegetarisch leben zu wollen. Unzählige weitere absolute Highlights folgten wie etwa

  • der Song „Dreizehneinhalb“ von Lena Kieß (am Klavier ihre Schwester Marianne Brand), einer Reminiszenz an Dr. Sommer, zu dem Insta mit dreißigeinhalb kein Vergleich sei
  • das Publikumsquiz zu besonders herausragenden Camerettnummern aus der Vergangenheit (Stichwort: Leoparden-Stringtangas)
  • der Camerloher-Verschwörung (neueste Erkenntnis: Herr Schweikl bzw. das Kultusministerium ist der Strippenzieher)
  • der nachdenklichen Einlage „Alles wird gut“
  • Nummer-Überlegungen zu TikTok-Videos mit Lehrern (Herr Leutner testet Eissorten, Frau Hemmer tanzt lineare Funktionen – Ähnlichkeiten zur bereits bestehenden Realität sind rein zufällig)
  • dem Vergleich zwischen Schule und Uni (Was drohen die Lehrer da eigentlich immer?!)
  • dem Lehrerkinderabschiedssong von Brennichs und Brands (wie haben die anderen Schüler eigentlich Schule überstanden?) – und ja: Wir werden euch vermissen! –
  • dem Federmapperlzwiefachen (Federmapperl gibt’s auch heute noch, aber natürlich bei Weitem nicht mehr so schöne)
  • dem Checker Jakuub mit dem Camerloher-Check (1. Wie funktioniert der Vertretungsplan, 2. Was hat es mit dem Rewe auf sich?, 3. Wohnt ein Schulgeist im Keller?)
  • dem MC-Bliese-Rap nach einem Jahr Pension („Ist mir doch egal“)
  • einem Realitätscheck aus dem Jugendhaus Schwabing

und vielen vielen vielen mehr!

Ganz herzlichen Dank allen aktuellen und ehemaligen Camerettler*innen für diesen fantastischen Kabarettabend! Einmal Camerett – immer Camerett! Camerett forever! Aloha!

Das Publikum verließ den Lindenkeller nach drei Stunden glücklich und beseelt, jedoch auch mit einem weinenden Auge, denn es war die Abschiedsvorstellung von der langjährigen Leiterin Antje Hagn, die ihren prominenten Vorgängern in nichts nach steht und stand. Ganz herzlichen Dank, liebe Antje, für dein großartiges Engagement!!!