Viel Schweiß ist geflossen in den letzten Tagen vor der Premiere des neuen Camerett-Programms „Abitaphert & Ausgepetert. Die Mühen haben sich gelohnt. Die Pointen der selbstgeschriebenen Nummern und Kurzfilme saßen perfekt. Das Publikum im ausverkauften Kellertheater feierte das neue Camerett-Ensemble bei der Premiere am Dienstagabend mit stürmischem Applaus. Und Spielleiterin Susanne Röpke war erleichtert und konnte auf ihr neues Ensemble stolz sein.

Seit 54 Jahren stellt das Camerett-Ensemble ein abendfüllendes Programm zusammen. Jedes Jahr müssen viele neue Mitglieder integriert werden. Jedes Jahr feilen die Ensemblemitglieder bis zur letzten Sekunde an den einzelnen Nummern. Und jedes Jahr startet das Programm mit dem Song „Wir sind das Camerett. Schön euch hier heute Abend zu sehen“.

„Abitaphert § Ausgepetert“ nennt das Camerett das Programm 2019. Rätselraten, was diese Wortschöpfungen bedeuten. „Abitaphert“ bezieht sich auf die erste Programmnummer, die die Schulleiterin „Frau Bluse“ zeigt, wie sie sich abmüht, eine passende Abiturrede zu fassen. Zwei junge Damen der Firma „Abireden GmbH & Co KG“ machen ihr Vorschläge, welche Metaphern sich gut für eine Rede eignen würden: Gipfel, Schifffahrt, Trojanisches Pferd, Romulus und Remus, Luther oder Geburt. Der Bezug zu „Ausgepetert“ war in der letzten Nummer vor der Pause schnell klar. In einer witzigen, pointierten und emotionalen Nummer beschäftigen sich die Schülerinnen und Schüler mit der im kommenden Februar anstehenden Pensionierung des stellvertretenden Schulleiters „Peter Spanbart“.

Wie es sich für ein Schülerkabarett gehört, setzen sich viele Nummern und Filme mit Themen rund um die Schule auseinander: Wie erstellen Lehrkräfte ihre kleinen Leistungsnachweise, also ihre mündlichen Noten? Wie stellt sich die Situation für die Prüflinge unmittelbar vor dem Deutschabi dar? Welchen Sinn haben Leistungstests? In einem der wunderschön arrangierten und durchdachten Kurzfilme verweist das Camerett-Team auf zwei ganz wunde Punkte im Schulalltag des Camerloher-Gymnaasiums. Die digitale Ausstattung der hinkt den Ansprüchen noch weit hinterher: Visualisierung im Unterricht erfolgt mit Hilfe eines Dias, das man auf einen alten Tageslichtprojektor legt. Und aufgrund der seit über zweieinhalb Jahren wegen Schimmelbelastung stillgelegten Sporthalle ist es mit dem Sportunterricht nicht weit her. Die Kritik der Schülerinnen und Schüler erfolgt dabei keineswegs mit dem erhoben Zeigefinger. Ganz im Gegenteil: Sie erfolgt witzig, hintergründig und zum Nachdenken anregend.

Das Programm 2019 ist im Vergleich zu den letzten Jahren insgesamt deutlich politischer geworden. Das sei durchaus Absicht gewesen, gab Spielleiterin Susanne Röpke zu verstehen. Da ging’s beispielsweise in einer Nummer um Peditionen, wie beispielsweise die, die nach dem Matheabitur für Schlagzeilen sorgte. Das Camerett entwickelte daraus einen regelrechten Peditions-Wahnsinn. Aber auch die poltischen Parteien bekamen in der Nummer „Wahl-O-Markt“ ihr Fett ab.

Und am Ende der wehmütige Abschied der drei Abiturientinnen und Abiturienten. In einem selbstgeschriebenen Song stellten sie sich die Frage: „Was sollen wir ohne unser Camerloher machen?“. Der Abschied falle ihnen nicht leicht. „Danke für die schöne Zeit“, heißt eine Liedzeile. Aber sie wissen auch, dass sie nun raus aus der Schule müssen, um Neues zu entdecken.

Ein wunderschöner Abend! Ohne Klamauk. Mit vielen spritzigen, witzigen Ideen. Hintergründig und tiefsinnig sowohl live auf der Bühne also auch in den Kurzfilmen. Alles gewürzt mit viel Musik. Bravo! Applaus! Und vielen Dank! Die Camerett-Fans freuen sich schon auf nächstes Jahr. sp