Einen ganz besonderen und außergewöhnlichen Hörgenuss erlebten die Zuhörer am Mittwoch, 27.10.2016, in der Camerloher-Aula. Studierende und Dozenten des Jazz-Instituts der Hochschule für Musik und Theater München präsentierten in eigener Interpretation Filmmusik aus der Weimarer Republik. Langanhaltender Applaus für einen beeindruckenden und wunderbaren Konzertabend.

„Feindsender – Jazz in der NS-Zeit“ heißt die Konzertreihe, die die Europäische Kulturstiftung EUROMUSICALE in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Musik und Theater veranstaltet. Es ist ein Vortragskonzert. Moderator Oliver Hochkeppel erläuterte zwischen den einzelnen Stücken die besondere Situation des Jazz im NS-Deutschland. Die Nazis unternahen alles, um dem Jazz den Stempel des Fremden aufzudrücken und Ängste zu erzeugen. Parallelen zur Gegenwart sind unverkennbar. Den Machern der Konzertreihe geht es vor allem auch darum, dass die Erinnerung an die Schreckenszeit der NS-Diktatur niemals versiegen dar. Die Aufführung von und die Auseinandersetzung mit Musik verfolgter, ermordeter und mit Berufsverbot auferlegter Komponisten dieser Zeit sehen die Veranstalter als ein wichtiges gesellschaftliches Engagement.

Im Mittelpunkt des Konzertabends stand natürlich die Musik. Komponisten wie Bronislau Kaper, Friedrich Holländer, Peter Kreuder, Willi Kollo oder Michael Jary waren für viele im Publikum unbekannt, nicht aber viele deren Songs. Und so jagte ein Ohrwurm den anderen. Songs wie „Bel Ami“, „Musik, Musik, Musik!“, „Die Nacht ist nicht allein zum Schlafen da“ oder „Ich weiß, es wird einmal ein Wunder geschehen“ klingen auch in jugendlichen Ohren nicht fremd.

Die fünf Profimusiker, Tizian Jost (Vibraphon), Sarah Mettenleitner (Gesang), Leo Betzl (Klavier), Sven Holscher (Kontrabass) und Michael Keul (Schlagzeug) versuchten nicht die Stücke so zu spielen wie in der NS-Zeit, sondern, wie es im Jazz üblich ist, wurden die Stücke ganz individuelle interpretiert. Vor allem aber ließen die fünf Jazzer ihrer Interpretationsfreude freien Lauf. Das war Jazz vom Feinsten in der Camerloher-Aula, der die Zuhörer immer wieder zum Mitwippen und Mitschnipsen aufforderte. Das war in der NS-Zeit nicht anders. Erstaunlich damals und für viele Zuhörer ganz neu: Auch wenn die Nazis mit aller Macht versuchten, den Jazz, also das Fremde zu verbieten und zu verteufeln, erreichten sie bei vielen Menschen das Gegenteil. Der Jazz genoss in weiten Bereichen der Gesellschaft hohes Ansehen. Die Nazi-Propaganda war dadurch oftmals gezwungen, sich den Jazz so hinzubiegen, dass er in ihre Ideologie passte. sp