Das Auslaufen des Urheberrechts machte sie möglich und nötig: die kritische Ausgabe von Hitlers "Mein Kampf", die Historiker im Auftrag des Instituts für Zeitgeschichte erstellt haben. Einer von ihnen war Roman Töppel, der am Montag, 12. März, ins Kellertheater kam, um den Großteil der Q11 über Entstehung, Inhalt und Wirkung von "Mein Kampf" sowie über seine Editionsarbeit zu informieren.

Für Töppel ist "Mein Kampf" ein Symbol, denn es enthält die NS-Ideologie - von ihren Anhängern "Weltanschauung" genannt - in nuce: Rassismus und Antisemitismus, Kampf um Lebensraum im Osten, Gewalt als legitimes politisches Mittel zur Durchsetzung einer homogenen "Volksgemeinschaft". Seit seinem ersten Erscheinen 1925 erlebte das zweibändige Werk zahlreiche Auflagen; besonders viele Käufer fand es ab 1932, als die NSDAP zur stärksten Partei im Reichstag aufstieg. Und vieles spricht dafür, dass es auch gelesen wurde - späteren Schutzbehauptungen, man habe nicht gewusst, was die Nazis vorhatten, zum Trotz.

Symbol ist "Mein Kampf" auch heute noch, denn weiterhin entzündet sich an der Frage ein erbitterter Streit, ob dieses Hauptwerk überhaupt nachgedruckt werden darf - und das obwohl Hitlers Reden und andere Schriften, die "Mein Kampf" inhaltlich ähneln, längst veröffentlicht wurden. Töppel und seine Kollegen leisteten daher in nur drei Jahren eine Herkulesarbeit: Satz für Satz abzuklopfen, was Hitlers Quellen waren, womit er falsch lag, was er übertreib, welche Stereotype er verwendete. Das Ergebnis ist auch optisch ansprechend: Statt einer Bleiwüste gibt es zu jeder Seite - im Umbruch der Erstausgabe - an den Rändern und unten zahlreiche historisch fundierte Kommentare und Anmerkungen. Schade nur, dass aus Kostengründen einige Informationen gekürzt werden mussten.

Die kritische Ausgabe hatte bisher mehr Erfolg als erwartet: die Verkaufszahlen gehtn auf 100.000 Exemplare zu. Für eine vertiefte Auseinandersetzung mit der NS-Ideologie ist sie unentbehrlich. ad