On ne voit bien qu´avec le coeur. L´essentiel est invisible pour les yeux.” - „Man sieht nur mit dem Herzen gut – das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“ (Antoine de Saint-Eyupéry) - Mit dem Herzen sehen – wie funktioniert das im 21. Jahrhundert? Was ist das Wesentliche in meinem Leben, im Heute und im Jetzt? Wie lässt sich das Unsichtbare sichtbar machen? Diesen philosophischen Fragen ist der Französisch-Kurs der Q 12 in seinem Lektüreprojekt zum Petit Prince nachgegangen.

Und wo lässt es sich besser und bequemer in eine Lektüre bzw. in einen Sitzsack eintauchen als in der neuen Bibliothek?Wo lässt es sich unkomplizierter und ungezwungener über Liebe und Freudschaft und deren Unterschiede diskutieren als in einen Raum, der innenarchitektonisch zum gemeinsamen Diskutieren genauso einlädt wie zum stillen Nachdenken inspiriert?

Die Bibliothek bietet neben seinem unkonventionellen Sitzmobiliar, das sich schnell vielseitig umbauen lässt, zugleich viel Platz zum Spiel und zur szenischen Gestaltungdes Gelesenen:Gespielte Dialoge des Kleinen Prinzen mit dem autoritären König oder dem Trinker oder dem eingebildeten Eitlen lassen die Lektüre und damit ihre Kernaussage lebendig werden: Man ist verantwortlich für das, was einem lieb geworden ist. Und weiter: Man muss lernen, das Wesentliche vom Nichtigen zu unterscheiden.Dieses „Wesentliche“ erfährt der kleine Prinz von seinem Freund, dem Fuchs, den er „zähmt“und ihn so zu seinem Freud macht: Der Fuchs wird besonders und einzigartig für den kleinen Prinzen. Diese Geschichte von Liebe und Freundschaft ist eingebettet in eine Rahmenhandlung: Ein Pilot, der in der Wüste Sahara mit seinem Flugzeug abstürzt, erzählt von der wundersamsten und prägendsten Begegnung seines Lebens: In seinen Erinnerungen an den kleinen Prinzen wird alles wieder lebendig: Der kleine Planet des Prinzen, der Asteroid B 612, die ungetrübte Liebe des kleinen Prinzen zu seiner Rose, seine Reise durch den Weltraum und seine Erlebnisse auf der Erde.

Parallel zur klassischen Lektüre von Buch und Hörspiel besuchte der Französisch-Kurs die Theaterproduktion„Der Kleine Prinz“ am 29. März an derBayerischen Staatsoper in München. In dem Stück gab es nur die Figur des Piloten, die von einem Schauspieler gespielt wurde. Alle weiteren Figuren, der Kleine Prinz, die Rose, die Schlange, der Fuchs, der Laternenanzünder, der König, der Weichensteller und der Eitlewurden von sieben Tänzern verkörpert. Das Unsichtbare, das Antoine de Saint-Exupérys weltberühmte Geschichte in symbolhaft-assoziativen Bildern einfängt, transformierte der Choreograph Maged Mohamed in Bewegung und Tanz. Musikalisch wurde die Geschichte des Kleinen Prinzen von sechs Mitgliedern der Bayerischen Staatsoper auf ihren Instrumenten zu Stücken von Darius Milhaud und Erik Satie erzählt. Obgleich das direkt gesprochene Wort fehlte, erzählte die Körpersprache der Tänzer bzw. die Sprache der Musik die Geschichte des Kleinen Prinzen auf beeindruckende Weise. Man „hörte“ förmlich im Sehen z.B. die kokett-erotische Stimme der Rose oder die majestätisch-dominanteRedeweise des Königs -von Tänzern durch die Sprache ihres Körpers zum Ausdruck gebracht. Silvia Betz